©Waim, Foto: Michaela Schabel
Toni Waim kam wegen des Zweiten Weltkrieges erst spät zur Kunst. Die Kriegserlebnisse prägten ihn, aber auch eine sich daraus ergebende Lebensfreude. Beides spiegelt sich in seinen Bildern. Immer wieder tauchen die Abgründe des Zweiten Weltkrieges auf. Ein im Feuerschein diabolisch auftauchendes Gesicht wird zur Metapher für die „Entwicklung einer menschlichen Seele“ (2000) mit vielen Interpretationsmöglichkeiten. Andere Bilder auf weißem Hintergrund, auch seine kleinen Tonskulpturen wirken durch gelbe, blaue, rote und grüne Farbenflächen und gezeichnete figurative Elemente heiter und fröhlich, doch selbst in diesen Bildern irritiert die Ernsthaftigkeit in den minimalistisch skizzierten Physiognomien.
©Waim, Foto: Michaela Schabel
Umgekehrt bekommen dunkel gehaltene Bilder durch Harlekine und Engel eine ungewohnte Leichtigkeit. Diese Ambivalenz um das Wissen existentieller Düsternis und Heilung durch seelische Traumwelten macht den Reiz von Toni Waims Bildern aus. Mit den Jahren wurde die braune „Erinnerung“ (1983) zum Abstraktum, in dem hellere Rechtecke wie Fenster Geborgenheit vermitteln. Doch das Leben bleibt ein „Unsteter Weg“ (2000), erträglich nur durch menschliche Beziehungen und die Poesie. Blickt man auf Toni Waims „Blauen Raum“, in dem Blau das Grau des Alltags verdrängt, denkt man unwillkürlich an Novalis‘ blaue Blume, Sinnbild beseelender Freiheit.
Toni Waims Bilder sind Bekenntnisse, die er spielerisch durch ständiges Hinzufügen und Wegnehmen von Motiven entwickelte. Fertig waren seine Bilder erst, wenn sie das Atelier verließen. Es sind harmonisch ausbalancierte Bilderrätsel, in denen der Betrachter, wie er es formulierte, spazieren gehen konnte und seiner Phantasie freien Lauf lassen sollte.
Ein Filmporträt des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahre 2007 zeigt Toni Waim bei seiner künstlerischen Arbeit. Die Ausstellung „Toni Waim – Flugstunde der Engel“ ist im Landshutmuseum täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr bis Ende August zu sehen.