©Martin Waldbauer
Wie der österreichische Dichter Adalbert Stifter in seinem „sanften Gesetz“ in den Alltäglichkeiten die große Schöpfung entdeckt, so eröffnet Martin Waldbauer mit der Kamera den Blick auf die grandiose Kraft unspektakulärer Natur schlimmste Bedingungen zu überstehen. In der Schneelandschaft suggeriert ein verdorrter Blütenstängel den Frühling. Neben kahlen Bäumen wachsen neue. Eingehüllt in Dunst entstehen regelrechte Hologramme. Was in der Realität nebeneinander steht wirkt perspektivisch hintereinander.
©Martin Waldbauer
Noch faszinierender sind Martin Waldbauers Porträts, durchwegs von alten und schlichten Menschen, deren Augen immer noch leuchten, auch wenn Traurigkeiten erkennbar werden, die Falten von einem harten Leben zeugen. Mit einer Großbildkamera 1:1 in fotografiert hebt sich jedes Detail in brillanter Schärfe vom verschwommenen Hintergrund ab. Die Faltengebirge stören keineswegs, wirken vielmehr als Hommage an die vollbrachte Lebensleistung. Augenbrauen und Barthaare kräuseln sich wie Gestrüpp, die grauen dazwischen wie Symbole der Widerspenstigkeit. Die Pupillen, mitunter von den Lidern verschattet, erzählen von den Beschwernissen der menschlichen Existenz. Sie leuchten abgeklärt im Wissen um das Leben, sehr selbstbewusst oder auch verstört beim „Vagabunden“. Seine deformierte Nase scheint schon etliche Schläge abbekommen zu haben. Die alten Hände eines Holzarbeiters, von der Sonne dunkel gegerbt, künden immer noch von großer Kraft. Blick in Blick fühlt man sich den Porträtierten ganz nah, beeindruckt von ihrer Aura.
Die Ausstellung „Spuren der Zeit“ ist in der Neuen Galerie donnerstags von 18 – 20 Uhr, freitags bis sonntags von 15 – 18 Uhr bis 7. August zu sehen.