©KOENIGmuseum, Foto: Michaela Schabel
Nach Werkgruppen geordnet, Skulpturen komplimentiert durch Modelle, Skizzen, Kohle- und Tuschzeichnungen, dokumentative Standortfotografien entwickelt jeder Raum eine besondere Atmosphäre und eine spezielle Thematik, woraus sich die Erinnerungskultur im Werk von Fritz Koenig als großer narrativer Spannungsbogen von 9/11 bis zum Holocaust entwickelt. Den Besucher empfängt der große „Hiob“. Ein kleines Modell daneben provoziert unausgewogene Dominanzen symbolisch als gesellschaftspolitische Disbalancen zu hinterfragen. Ein Modell der „Großen Kugelkaryatide“ umringt von Konstruktionszeichnungen kleineren Modellvariationen und einem Modell an den World City Towers in New York zeigen den Weg der künstlerischen Entwicklung, In diesem Kontext wirken Koenigs Papierschnitte „Beben V und IX“ weit vor 9/11 bereits 1994 geschaffen wie Kassandrarufe.
Der zweite Raum rückt das Engagement junger Leute im Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den Mittelpunkt. Anhand von drei schlichten, übersichtlich schematisierten Plakatwänden mit 24 Porträts wird individueller Widerstand von Kriegsverweigerung, unterschiedlichsten Sabotageaktivitäten bis zur Planung des Umsturzes lebendig.
Höhepunkt der Ausstellung sind Koenigs Bronze-Mahnmale rund um den „Großen Teller“.
©KOENIGmuseum, Foto: Michaela Schabel
Menschen reduziert auf geometrische Körper von Kugel und Stab vergittert oder sich umarmend, bevor die Walze der Gewalt über sie hereinbricht oder im Massengrab. Berührt bleibt man stehen und gedenkt, was geschehen ist und nicht mehr geschehen darf. Der „Klagebalken“ für die Terroropfer während der Olympischen Spiele steht für Frieden, eine Fotografie zeigt ihn vor blühenden Bäumen.
Dem Modell des „Holocaust Mahnmals“ ist ein ganzer Raum gewidmet. Fritz Koenig entwarf es 1994 anlässlich des Wettbewerbs „Denkmal für die ermordeten Juden Europas für Berlin“. Ein Film von Klaus Dörris intensiviert die bedrückende Atmosphäre dieses Modells. In langsamen Sequenzen fährt die Kamera aus der Perspektive der Gefangenen an den Kanten des Modells entlang, die eine unüberwindbare bedrohliche Monumentalität gewinnen, und enthüllt in der Mitte ein Mausoleum mit Tausenden gebrochenen Gliedmaßen. Der Blick auf Fritz Koenigs Zeichnungen weitet den Blick auf das „Ruinenfeld“, das jeder Krieg hinterlässt, und auf die politische Gegenwart mit ihren entsetzlichen Entwicklungen.
Die Ausstellung „Mahnmale – Erinnerungskultur im Werk von Fritz Koenig“ im KOENIGmuseum“ noch bis 9. Juni 2024 zu sehen.