Berlin – Ferdinand Schmalz’ „hildensaga. Ein Königinnendrama“ im Deutschen Theater

Theaterkritik "hildensaga" im Deutschen Theater Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Deutsches Theater Berlin, Thomas Aurin

Auf einem schrägen kreisrunden Catwalk, zugleich Weltenrund vor existentiellem Schwarz dreht die Zeit zurück zu Brünhilds erster Begegnung mit Siegfried, die mit Wotans Manipulationen endet, springt vor zur Brautwerbung Gunthers, der misslungenen, dann doch mittels Tarnkappe geglückten Hochzeitsnacht und endet in einem slapstickartigen Massaker der Burgenden-Elite. 

Alles ist auf Parodie angelegt. Wie geklont sind Kriemhild und Brünhild in ihren ausladenden Brautkleidern. Gunther (Florian Köhler), Gernot (Jeremy Mockridge), Giselher (Andri Schenardi) und Hagen (Jonas Hien) wirken in ihren knallbunten Zottelmänteln wie ein wandelndes Ostereier-Spielkartenquartett. Im T-Shirt Bodybuilderposen imitierend wird Siegfried (Janek Maudrich) zur Heldenkarikatur. Fast jede Szene provoziert zum Schmunzeln, nicht zulässt durch die comicartige Bewegungstypisierung, das ständige Ab- und Auftauchen im Kreis und durch die witzigen Regie- und Kostümeinfälle, Wotan als Zimmermädchen mit neckischem Schürzchen, Gunther beim Dreikampf ungelenk mittels Seilen in der Luft schwebend oder Siegfried mit Damenseidenstrumpf als Tarnmaske. Gerade durch die optischen Details spiegelt sich der gesellschaftliche Paradigmenwechsel, auf den Ferdinand Schmalz zielt. Das Modell Gott hat mit Wotans (Felix Goeser) dominantem Patriachalismus längst ausgedient. Dasselbe gilt für das narzisstische Modell Held. Doch nimmt das Schicksal durch die Machtübernahme der Frauen mitnichten einen besseren Verlauf. Statt von den Hunnen wird das lächerliche Recken-Quartett vor und über einem gigantischen Drachenskelett von Brünhild (Svenja Liesaus) und Kriemhild (Julischka Eichel) gemordet. 

Exzellent besetzt, balanciert die Inszenierung am Rande des Klaumauks, doch ohne sich darin zu verlieren.

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©Deutsches Theater Berlin, Thomas Aurin

Die philosophischen Fragen und der Wandel der Königinnen setzen dagegen. Deren Drama ist, dass sie den roten Faden der Rache nicht tilgen, sondern weiterspinnen nur im kleineren, privaten Maßstab.  Doch auch in dieser feministischen Version  ändert sich nichts. Es bleibt der Mensch des Menschen Feind. „Der Wolf lauert. Er wird die seinen finden. Es lauern wölfische Zeiten.“ Das ist die düstere Botschaft an unsere Zeit.

Künstlerisches Team: Markus Bothe (Regie), Bühne: Katharina Frosch (Bühne), Justina Klimczyk (Kostüme), Friederike Bernhardt (Musik), Fritz Gnad, Alexander Rechberg (Video), Matthias Vogel (Licht), Jasmin Maghames (Dramaturgie)

Mit: Svenja Liesau, Julischka Eichel, Ulrich Matthes, Felix Goeser, Janek Maudrich, Florian Köhler, Jonas Hien, Jeremy Mockridge, Andri Schenardi