Die 14 Bilder, alle 2023 gemalt, erinnern an die Farbigkeit geschickt bearbeiteter Handyfotos, was sich aus Johannes Kerstings Biografie erschließt. Er studierte nach der Malerei in Nürnberg Medienkunst und Fotografie in Karlsruhe. Das Interesse für geometrische Strukturen bekam er durch seinen Vater, einen Produktdesigner. Die Malerei ermöglichte es Johannes Kersting die dargestellten Dinge „wie ein Regisseur fließen zu lassen“. Bauten und Landschaften inszeniert er als surreale Narrative, die an Film- und Werbeszenarios, Einsamkeit und brennende Leidenschaft denken lassen. Die architektonischen Formen reduziert er auf streng geometrische Linearstrukturen in paralleler Ebenmäßigkeit und auf daraus entstehende serielle Flächensysteme. Die Bauten leuchten als Fremdkörper in der Natur, wirken zuweilen wie Kunstinstallationen, verwandeln sich in surreale Erratlinge „Pavillon V (Ghost)“ oder in Symbole urbanen Größenwahnsinns „Just a mirror for the sun“.
Auch in den reinen Landschaftsbildern inszeniert Johannes Kersting Ungewöhnliches in brillanten Farbstimmungen. Ein Laubbaum im See entwickelt energetische Kraft „Falling in infinity“. „Famous Mountain“ erinnert an das Matterhorn, ist es aber ganz bewusst nicht, wobei der Betrachter über sein Wissen die Aura des Matterhorns auf das Bild projiziert und über die Variation dieses ganz spezifischen Berges auf die Frage stößt, was den Mythos des Originals ausmacht.
©Johannes Kersting, Foto: Michaela Schabel
Johannes Kerstings Bilder demonstrieren durch die Ambivalenz zwischen Faktum und Fiktum, vor allem durch die farbig aufgehübschte atmosphärische Ästhetik den immer stärker werdenden medialen Einfluss in der Malerei und darüber hinaus die Vereinsamung des Menschen in einer auf Schönheit geglätteten Welt.
Die Ausstellung „Johannes Kersting – Haus am See“ ist in der Galerie Kunstwerk noch bis 19. November mittwochs, freitags, samstags von 15 – 18 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung 0172 9398268 zu sehen.