"Kultur macht glücklich"


Landshut – „Begegnung“ – Kunst trifft Architektur – Bilder von Heiner-Matthias Priesnitz in einem mittelalterlichen Handwerkerhaus

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©Michaela Schabel

Architekt Markus Stenger kaufte das Anwesen. Er wollte weg vom Computer und endlich wieder handwerklich arbeiten. Mit profunden Fachleuten restaurierte er das kleine Handwerkerhaus im Rahmen des ursprünglichen Grund- und Aufrisses mit den originären Materialien Lehm und Holz. Die Hauschronik weist seit dem Mittelalter 40 verschiedene Besitzer auf. Aus geflößten Baumstämmen aus dem bayerischen Oberland wurde es vor 500 Jahren gebaut. Ursprünglich ein Handwerker- und Gasthaus am Klostergarten verwandelte es sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem Stadthaus, das durch falsche Sanierung in den letzten Jahrzehnten beinahe zerstört worden wäre. Das historische Erinnerungsstück soll jetzt nicht museal veröden, sondern durch kulturelle Veranstaltungen belebt werden.

Was von außen schief, krumm, skurril aussieht, entfaltete während der Ausstellungseröffnung innen eine besondere Atmosphäre, nicht zuletzt durch die allseits sehr fröhliche Atmosphäre im Kreise der Mithelfer, der Freunde der Landshuter Altstadt e. V. Etwas ist so gelungen, wie man sich das vorgestellt hat, und kann durch die finanzielle Unterstützung der Stadt einige Monate als Raum für besondere Kunstprojekte genutzt werden. 

Der Clou sind die Bilder von Heiner-Matthias Priesnitz. Man kennt seine subtilen Zeichnungen, in denen er fiktiven Bauten durch extreme Reduktion der zeichnerischen Mittel eine ambivalent leuchtende Aura verleiht. In dieser Art ist Heiner-Matthias Priesnitz künstlerische Handschrift einzigartig. 

Was bei dieser Ausstellung hinzukommt, ist das ungewöhnliche Zusammenspiel von Raum und Bildern. Bedingt durch morsches Holz und Schimmelbildung mussten viele Balken, auch die Fenster erneuert werden. Die durch die verschiedenen Hölzer und Schrägen entstehende unruhige Raumatmosphäre wird durch die Bilder fühlbar neutralisiert. Die futuristisch minimalisierten Bunker strahlen eine kraftvolle Ruhe aus. Die durchsonnten Situationen wirken in der abgedunkelten heimeligen Atmosphäre umso mehr. Ort und Bilder oszillieren zwischen Schutzfunktion und Observation. Klein sind die Fenster im Haus, schützen vom pausenlosen Verkehrslärm und eröffnen insbesondere nachts doch einen weiten, fast kafkaesken Blick auf die Wagnergasse.

Zur Gastgeb und Heiner-Markus Priesnitz präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Nur schmale Lichtschlitze stellen in Heiner-Matthias Priesnitz’ Bunkern die Verbindung zur Außenwelt her. Nachts erleuchtet, assoziiert man die Geborgenheit des Raums, im grellen Sonnenlicht grau schattiert, eher Distanz. 

Zur Gastgeb und Heiner-Markus Priesnitz präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Michaela Schabel

Die Ausstellung zeigt aber auch die Grenzen der Räumlichkeiten. In den oberen beiden Etagen ist Vorsicht angesagt, um nicht anzuecken. Wegen der schummrigen Beleuchtung musste Heiner-Matthias Priesnitz auf frühere Arbeiten seines Studiums zurückgreifen, als er noch kontrastreicher zeichnete, um zuerst einmal die Strukturen von Objekten zu entdecken. Andere Arbeiten bekommen durch Schattenwirkungen der schrägen Balken unbeabsichtigte Effekte. Bild und Raum agieren miteinander in einer derart extrem nahen Art, wie man das selten erlebt.

Zu sehen ist die Ausstellung im „Zur Gastgeb“, Pfettrachgasse 7,  nur mittwochs von 17 – 20 Uhr und samstags von 14 – 20 Uhr bis zum 6. April 2022