©Michaela Schabel
Drei Mitglieder wurden in diesem Jahr 80 Jahre alt und bekommen deshalb die Gelegenheit ihr künstlerisches Schaffen umfangreich darzustellen. Alle drei überraschen durch ihre Werkschauen. „Klaus Wiedmann“-Skulpturen“ bildet einen spannenden Auftakt in der Pfeilerhalle. Zwischen den Säulen kommen seine naturalistischen Vogelbronzen und stilisierten langgezogenen Figurenskulpturen bestens zur Wirkung. Üppig mit runden Busen und breiten Schenkeln oder extrem schmal mit geometrisch eckigen oder erotisch gerundeten Formen werden Mensch und Natur durch raffinierte Blickachsen zu einer Einheit, fusionieren im „Rabenmann“ und verzaubern durch die Ästhetik klarer Formsprache in ebenso klar strukturierten Räumlichkeiten.
©Michaela Schabel
Manfred Fronskes Kunst besteht darin die richtigen Pigmente mit den richtigen Bindemitteln zu mischen. Er verwendet sehr feuchte Farben, die er in vielen Übermalungen aufträgt, wodurch subtile Farbstrukturen, aber auch leuchtende Farbwirkungen entstehen, die an Mikrokosmos mehr noch an Weltenkosmos denken lassen. Aus schwarz-grauem Dunst drängt sich eine Farbe dazwischen und entwickelt ihre farbtypische Energie. Blau zieht in die Bildtiefe. Rot schiebt nach vorne, pulsiert energetisch.
©Manfred Fronske, Foto Michaela Schabel
In anderen Bildern drängen Rot oder Ultramarinblau, aber nicht wie bei Yves Klein monochrom, sondern strukturiert, Schwarz zur Seite, wobei die kleine Skulptur „Blau“ davor Gehirnsynapsen assoziieren lässt, ganz nach dem Motto „Das Denken bestimmt das Sein“. Der „Golfspieler“ mit braunen Farbformen, die sich geistig figurativ zusammensetzen lassen, ermöglicht den Vergleich mit früheren Bildern von Manfred Fronske.
Lebensfroh präsentiert Christine Rieck-Sonntag über eine Auswahl ihrer Zeichnungen aus den letzten Jahren ein Geschichtenkabinett, das abgesehen von den Tuschezeichnungen „Raben-Krähen“ um die Frauen kreist. Von Mitgliedern des Kunstvereins nach vorgegebenem Plan sehr schön gehängt, reist der Betrachter über die Bildzyklen „sola“ und „beziehungsweise“ in die leichtlebige Atmosphäre der Karibik, bei der beim Tanzen keine Frau lange alleine bleibt. Ganz anders vielgestaltig und rätselhaft präsentiert sich Frau in der Antike als Nadelzeichnung „Ariadne“ oder als „Eurydike II“ mit der Kettensäge gezeichnet.
©Christine Rieck-Sonntag, Foto Michaela Schabel
Als Hochkant-Triptychon wird der „Turm der blauen Frauen“ zur Metapher romantischer Sehnsucht, umgekehrt blitzt in den Postkartenübermalungen von Alexander Jawlenskys „Bildnis eines Tänzers“ und seiner „Spanierin“ eine Hommage an die weibliche Verführung auf. Beziehungen mit Tusche auf Kistenholz gezeichnet erinnern dagegen an Gewalt und Versklavung.
Trotz dieser drei Werkschauen bleibt Raum das künstlerischen Schaffen der anderen Mitglieder zu würdigen. Man freut sich über bekannte Handschriften und ihre Veränderungen im Detail. Ute Haas „Abends draußen essen“ wirkt farbintensiver. Heiner Matthias Priesnitz kontrastiert seine Stillleben in Weiß mit Grau. Raimund Reiter lässt Schwarz durch Weiß bedrohlich und unüberwindlich irrlichtern. Mario Schossers filigrane Farbradierung oszilliert zwischen Landschaft und „Engel III“. Peter Litvai wagt neue fotografische Motive mit plakativer Farb- und Formsprache. Die subtile Aura von Carmen Valeanus kleinformatigen Landschaften, wie sie sie vor kurzem in einer Einzelausstellung zeigte, weicht im Großformat „Sommernacht“ einem plakativen Gestus. Während Ursula Bolck-Jopps „Palazzo“ mit filigranem Kronleuchter, motivlich von einem Postkartenformat auf 140 x 100 übernommen, atmosphärisch gewinnt. Georg Forster gibt mit „Café Kairo“ eine Kostprobe seiner lichtdurchflutet atmosphärischen Reiseimpressionen, die durch ihre Authentizität in ihren Bann zieht.
©Georg Forster, Foto Michaela Schabel
Durch übereinander geschichtete Transparentdrucke gelingen Cornelia Klein in „Network 16006 – Tranparents“ haptische Effekte mit tiefenpsychologischer Raffinesse.
© Cornelia Klein, Foto Michaela Schabel
Stefanie Reiters „Große Finsternis“, durch aquarellierte schilfgrüne Puzzleteilen als Raubbau in der Natur interpretierbar, verliert dennoch durch die Weißflächen ihre Bedrohlichkeit. Ausschnitte aus dieser Arbeit bilden die diesjährige Jahresgabe des Kunstvereins.
Gut zur Wirkung kommen die Skulpturen. Material, Stil, Ausführung und Tiefgang sind wie immer extrem unterschiedlich, in Ton bei Michaela Geisslers „Schwebende“ und Florian Geisslers „Büste mit Linien“, minimalkinetisch Siegfried Kreitners „Kleines Element“, aus Alltagsmaterialien Valentin Goderbauers, eine Arbeit, die sich letztendlich nur durch den Titel „Die nächste Fahrt geht rückwärts“ erschließt, ähnlich wie Renato Rills „Crux Universalis“. Ästhetischer Blickfang sind die figuralen Skulpturen von Martina Kreitmeiers Frauen „Fernweh“ und „Pfeil und Bogen“ in Bronze und Nikodemus Löffls raffiniert in Eschenholz gesägte architektonische Strukturen.
©Michaela Schabel
Die 51. Jahresausstellung des Landshuter Kunstvereins ist noch bis 12. Dezember in der Großen Rathausgalerie zu sehen.