Amerika ist dafür bekannt, das Träume in Erfüllung gehen. Der amerikanische Fotograf Tyler Mitchell (*1995) spürt in seiner Heimat den Träumen der schwarzen Menschen nach. Er selbst realisierte seinen Traum vom sozialen Aufstieg über die Modewelt und kreiert über Schönheit, Mode, Landschaften, Utopien fotografische und videotechnische Narrative, die um ein selbstbestimmtes Leben schwarzer Menschen kreisen. Die Ausstellung „Wish This Was Real“, zu deutsch „Ich wünschte, das wäre echt“, zeigt über zehn Jahre hinweg Mitchells künstlerische Auseinandersetzung zwischen Traum und Realität…
©Tyler Mitchell
Schon die ungewöhnlich großen Formate künden von der Vision nach Freiheit und Bedeutsamkeit, grundlegende Themen, die bei der Sozialisation der schwarzen Bevölkerung in den USA immer zu kurz kamen. Über die ausgestellten Motive setzt die Ausstellung drei thematische Schwerpunkte. Basis und Ausgangspunkt ist Leben in Freiheit. In „Lives/Liberties“ spiegelt Mitchell inspiriert von der Skateboard-Kultur, über seinen Freundeskreis in ästhetisch arrangierten Fotografien und Videos den Traum von Freizeit, Gemeinschaft und Selbstverwirklichung mitten in einem Umfeld voller sozialer Unruhen. So spielt er in einer Videocollage über fröhliche Wasserpistolengefechte und Modefinessen unter Plastikfolie auf lebensbedrohliche Situationen schwarzer Menschen an. In den „Postcolonial/Pastoral“ weitet Mitchell Karriereträume zu einem neuen kollektiven Gedächtnis und Verständnis, indem er den luxuriösen Lebensstil der einstigen weißen Sklavenbesitzer in seinen Fotografien wohl situierten schwarzen Menschen zuschreibt. In „Fraternity“ zeigt Mitchell über intime Familienporträts und Stillleben, wie stark der Zusammenhalt in der Gemeinschaft ist.
Faszinierend an Mitchells Fotografien ist neben der farbenfreudigen Buntheit seiner Fotografien und Videos die Schönheit und lässige, zuweilen sehr originelle Präsentation seiner Models. „Black is beautiful“. In neueren Arbeiten erweitert er sein fotografisches Repertoire, indem er über Abzüge auf Spiegelflächen Interaktionen mit dem Betrachter initiiert.
©Tyler Mitchell, Michaela Schabel
Die Ausstellung „Wish This Was Real“ ist im C/O im Amerikahaus noch bis 4. September zu sehen.