Berlin – „Voll das Leben! Retrospektive“ – Fotografien von Harald Hauswald im Berliner Amerikahaus 

Ausstellung "Voll das Leben!" Fotografien von Harald Hauswald im Berliner Amerikahaus präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Harald Hauswald

Harald Hauswald ist ein Fotograf, der wartet, bis er genau das Motiv findet, das die Tristesse des deutschen Ostens auf den Punkt bringt. „Voll das Leben!“ zeigt den sozialistischen Alltag, vor allem in Ost-Berlin, voller Empathie für die einfachen Menschen, ironisch gegenüber dem Regime.

An der Parole  „Es lebe der Marxismus – Leninismus“ rauschen Mercedes-Limousinen vorbei. Das Volk fährt das Einheitsmodell Trabbi, ordentlich geparkt in Endloslinie, so öd wie die sozialistischen Plattenbauten mit Anpflanzungen, die nicht zu gedeihen scheinen. Menschenleer sind die breiten Straßen, nur ein Radfahrer oder ein spielendes Kind neben dem Graffiti „Wut“.

©Harald Hausmann

Harmlose Werbung an Ladenfronten „Wir reparieren alle Systeme“ konterkarieren das DDR-Regime. Ein Platzregen lässt die Militärs samt ihren Fahnen flüchten. Aus heutiger Sicht ein visionäres Bild. 

©Harald Hauswald

Wie einfühlsam Harald Hauswald fotografiert, offeriert sich vor allem, wenn er Menschen abbildet. Liebespaare, egal welchen Alters, berühren durch ihre innige Verbindung. Beim Tanzen wird die Sehnsucht nach menschlicher Geborgenheit und unkomplizierter Fröhlichkeit spürbar. Die alten Menschen  gehen gebeugt, wirken ausgemergelt von der Arbeit, arm, einsam, isoliert, doch voller Würde. Die Jungen, fotografiert in ihren Jugendkulturen, schauen mit leeren, fragenden Blicken in die Kamera, bei Popkonzerten voller Sehnsucht. Während des Bob-Dylon-Konzerts im Treptower Park entsteht im Lichtkegel der Bühne eine auratische Atmosphäre, durchstrahlt von der energetischen Vision eines neuen Lebens. Harald Hauswald war Teil dieses Lebens. Er hat es nicht nur fotografiert, sondern in allen Facetten selbst erlebt.  

©Harald Hauswald

Doch wenig ändert sich in den ersten Jahren nach dem Mauerfall. Den Wandel bezieht diese Retrospektive nicht ein. Der Fokus liegt bei den observierten Jahren, deren Protokolle, zum ersten Mal veröffentlicht, am Beginn der Ausstellung den Dialog zwischen Fotografie und zeithistorischem Bezug verdichtet und authentifiziert.