©Thomas Jessen/Michaela Schabel
Thomas Jessen, 1958 in Lübbecke/Westfalen geboren studierte in Düsseldorf bei Gerhard Richter, war Meisterschüler von Alfonso Hüppi und zählt jetzt selbst zu den ganz Großen seines Metiers. Mit Auftragsarbeiten für die Kirche, insbesondere die klerikale Porträtreihe, darunter Papst Benedikt XVI. und Kardinal Reinhard Marx, wurde Jessen berühmt.
Jessen weiß um die altmeisterlichen Licht- und Farbwirkungen, effektvolle Positionierung, kombiniert sie mit Themen unserer Zeit, modernen Mal- und Kompositionstechniken. Vor abstrahiertem flächigem Hintergrund bringt er die Plastizität der Körper und Pflanzen noch haptischer zur Wirkung. Fast glaubt man vor arrangierten Fotografien zu stehen. Diese sind ihm nur Hilfe beim Malen. In anderen Szenerien kristallisieren sich die Dinge nur schemenhaft heraus, vor oder hinter einem Sprossenfenster arrangiert, entstehen spannende Kontraste von Nähe und Distanz.
In der Ausstellung „Tagundnachtgleiche“ in der Galerie Schmalfuss faszinieren vor allem die hyperrealistischen Bilder, allen voran ein großformatiger Frauenakt lasziv genussvoll auf einem Fensterbrett liegend, leuchtende Sinnlichkeit vor grauem Hintergrund, den flammend rote Striche durchziehen. Knie, Arme und Hände über ein Podest hängend steigert sich die Bildillusion ins Dreidimensionale, Halluzination, reales Erleben und Urbild der Weiblichkeit zugleich.
©Thomas Jessen/Michaela Schabel
Selbst der Wald steht bei Jessen mitunter in Flammen, wenn zwischen dünnen kahlen Baumstämmen das Herbstlaub rot leuchtet und die Wälder im Hintergrund grüngrau wie Rauchwolken wirken.
In den Naturbildern leuchtet der Tag. Im Lichtstrahl wirkt selbst ein einfacher Busch grandios. Blumen strahlen in einer Farbenpracht, wie man dies in der heutigen Malerei selten erlebt. Egal in welchem Format, jedes Bild wird durch die Farbintensität zum auratischen Erlebnis, das durch die großzügige Hängung in den Räumlichkeiten in der Galerie Schmalfuss, einem Berliner Gründerhaus, bestens zur Wirkung kommt.
Die Ausstellung „Tagundnachtgleiche“ ist in der Berliner Galerie Schmalfuss, Knesebeckstraße 96, noch bis 28. November zu sehen.