„Jazzsymphonie“, Sascha Wiederhold©Michaela Schabel
Sascha Wiederholds Bilder können ohne Probleme neben den großen Kunstrichtungen der Moderne zwischen den beiden Weltkriegen bestehen. Sein Spezifikum ist, dass er alle Stile mischt und dabei seine eigene, ganz spezielle Handschrift entwickelt. Expressive Farbintensität kombiniert mit kubistischen Brechungen, futuristischen Formenstaffelungen, knallbunten Mustern und kontrastierenden geometrischen Formen verdichten sich trotz aller Reduktion durch die Titel zu lebensfroh pulsierenden Narrativen. In seinen großformatigen Werken wie „Jazzsymphonie“ oder die „Tänzer“ spiegelt sich die ungeheure Intensität und Dynamik seiner Zeit. Berlin brennt regelrecht vor Lebenslust. In „Segelboote im Hafen“ lässt er den Betrachter allein durch gespannte weiße Linien Segel assoziieren und sich wie im Urlaub zu fühlen. Kreissegmente hintereinander gestaffelt signalisieren das Schaukeln der Boote auf dem Meer.
In seinen Bühnenbildern bewies Sascha „Wiederhold“ sein Talent räumliche Tiefenperspektiven durch gemalte Säulenarkaden, Treppen und dekorative Muster raffiniert zu intensivieren.
Bühnenbild, Sascha Walz@Michaela Schabel
Die ausgestellten zwölf Figuren sind bei aller frakturalen Verfremdung eindeutig Frauen. Aufrecht drapiert, mit kreisrunden Gelenken werden die enthüllten Beine immer wieder zum Hingucker wie bei mechanisch bewegten Marionetten .
Als Künstler ist Sascha Wiederhold (1904-1962) trotz seines vielversprechenden Anfangs 1925 nahezu unbekannt geblieben und nur wenige seiner Werke sind erhalten. Er konnte damals in der bekannten Galerie „Der Sturm“ ausstellen, wo der Galerist Herwarth Walden die revolutionäre Kunst der Avantgarden präsentierte. Aber der Nationalsozialismus machte es bald unmöglich, dessen moderne Werke auszustellen. Sascha Wiederhold wurde Buchhändler und blieb dies bis zu seinem Lebensende.
„Selbstporträt“, Sascha Walz@Michaela Schabel
Die Ausstellung „Sascha Wiederhold. Wiederentdeckung eines vergessenen Künstlers“ ist in der Neuen Nationalgalerie noch bis 8. Januar 2023 zu sehen.
