Berlin – „RUW! – Parcours“ – das Kunst-Magazin-Kollektiv zum zweiten Mal zu Gast in der Galerie Schmalfuss

Ausstellung "RUW! Parcours" in Galerie Schmalfuss präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de.

© Poul R. Weile, Foto:Michaela Schabel

Mit einer eigens für die Ausstellung in 3er-Auflage plus 2 kreierten Sonderedition stellt sich das Kunst-Magazin-Kollektiv im Eingangsbereich der Galerie vor, ein origineller Start, um mehr zu sehen, was einem besonders ist ins Auge sticht. 

Ein Highlight sind die Bilder von Poul R. Weile. Seit sehr vielen Jahren reist der dänische Künstler regelmäßig nach China. Inspiriert von der Kunst dieses Landes malt und zeichnet er mit chinesischer Tinte auf Reispapier abstrakte, großformatige Bilder, die man wie früher Schullandkarten aufrollen kann. Bei genauerem Betrachten erkennt man in den sehr dynamischen Kompositionen in Schwarz-Weiß-Grau weibliche Umrisse. Um Frauen, einmal auch mit Mann kreisen die kleineren Formate. Aus linearen Strukturen entwickelt Poul R. Weile weibliche Formen in lasziven Haltungen, aus Punkten, die miteinander verbunden Kraft vermitteln, die männlichen. 

Kathrin Rank kombiniert in ihrer Serie „Götterfackeln“, wie sie ihre Landschaften in Öl nennt, romantische Motive mit den Problemen unserer Zeit. Der Vollmond spiegelt sich im Meer. Unter dem Schein der Polarlichter wirken die Eisplatten ganz dünn. Aus dem Fernglas beobachtet rücken atmosphärische Landschaftsstimmungen in weite Ferne. 

Ausstellung "RUW! Parcours" in Galerie Schmalfuss präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de.

©Michaela Schabel

Umgekehrt entdeckt Hannah Becher in ihren großen Acrylbildern im hochtechnisierten Gewirr unter einer Seebühne oder zwischen Elektrizitätsmasten die filigrane Poesie linearer Strukturen. Um ästhetische Aufwertung geht es auch in den Bildern von Thomas Hillig. In Öl oder als Inkjetdruck gewinnt das desolate Berliner ICC-Parkhaus menschenleer seinen architektonischen Charme zurück. 

Zum Hingucker werden aber auch die kleinen Formate. Jakob Kirchheims Linoldruck, angefertigt nach Fotografien, überzeugen vor allem durch die gelungenen Porträts von bekannten Persönlichkeiten, mitunter mit parodistischen Zwischentönen. Paula Murr experimentiert mit Farbsymbolik. Ihre fotografische Installation „Mind Reading“ verweist durch die Haltung knallbunter Handumrisse auf Krankheitsbilder und die damit einhergehenden Emotionen, die sie zusätzlich farbsymbolisch unterstreicht. Auf ihrer Internetseite schreibt Petra Lottje. „In meinen Werken sind unsere kleinsten sozialen Einheiten, die Regeln und die Spannungen im Umgang mit sich selbst, mit dem Nächsten, dem Partner und der Familie, als politischer Schlüssel zum großen Ganzen zu sehen.“ Übertragen auf ihre kleinen „Poseidons“, die sich wie gezoomte Mikrokörper, vage gezeichnet oder gemalt, hektisch bewegen, schweben oder schwimmen, zu  Metaphern menschlichen Suchens und gegenseitigen Findens. Eva Schwab umkreist Frauen und die Genderthematik mit Wachs, flüchtig in Öl oder Tusche auf Nessel skizziert. Gesichtslos sitzen Frauen im bunten Ambiente, als hätten sie ihre Identität verloren. Lebensgroß schauen aus dem Anzug ein weiblicher und männlicher Kopf. Dazu bildet Susanne Rowers klassische Bronzestatue „Barbara“, eine negride aufrechte Schönheit, einen wunderbar ästhetischen und gesellschaftspolitischen Kontrast. Bei anderen, abstrakter gehaltenen Arbeiten, die auf die Problematiken unserer Hemisphären zielen, geben die Titel wie „Weiter wachsen“, eine Skulptur in Eisen und Glas, narrative Interpretationshilfen. 

Nur ein Exponat gehört nicht zum Künstlerkollektiv. Von einer Eckposition aus umringt von Eva Schwabs Bildern blickt Hannes Mussners hohläugige Kopfbüste „Fonema“ kritisch in die Runde und gibt der Ausstellung eine pointierte Note. 

 Die Ausstellung „RUW! – Parcours“ in der Galerie Schmalfuss, Knesebeckstraße 63, ist noch bis 22. Juli zu sehen.