„Paintings“, Matti Kujasalo©Michaela Schabel
Mitte der 1970er Jahre begann Matti Kujasalo seine künstlerischen Mittel im Sinne der konkreten Kunst minimalistisch zu reduzieren und entwickelte seinen ganz spezifischen Stil über geometrisch-konstruktivistische Bilder. Linie, Punkt, Kreis und Quadrat genügen ihm als formale Ausdrucksmittel für die Gestaltung seiner Bildflächen, wobei jedem Bild ein mathematisches Konzept zugrunde liegt.
Matti Kujasalo malt sie nicht, sondern gestaltet sie aus minimalistischen Streifen und Quadraten, die von fern wie Punkte wirken, zu großen Kreisflächen oder Quadraten.
©Matti Kujasalo, Foto: Michaela Schabel
Dabei reduziert er die Kolorierung auf zwei bis drei Farben, oft kombiniert mit Weiß und Schwarz oder ganz auf Schwarz und Weiß beschränkt. Von weiten sieht man zuweilen monochrome hellblaue oder grüne Flächen, eine Kreuz, arabeske geometrische Formen, in der Nähe lösen sie sich in filigrane, gewebeartige Muster auf, die irritieren. Liegt das Blau oben oder unten? Genau feststellen lässt sich das nicht, so verflochten sind die Farbstreifen ineinander.
„Paintings“ (Aussschnitt) ©Matti Kujasalo, Foto Michaela Schabel
Die minimalistischen Muster variiert Matti Kujasalo in Serie, dreht, verbindet, unterteilt sie, wodurch er die Dynamik der Bilder verstärkt und sich die Bilder regelrecht zu bewegen scheinen. So entstehen oszillierende, sich immer neu verdichtende Gebilde, flächige Ornamente und neue Perspektiven. Visuelle Opulenz trifft auf mathematische Präzision.
Bis zu zwei Monaten braucht Matti Kujasalo für ein Bild. Er beginnt von außen Richtung Mitte mit einem genauen Plan im Kopf. Diese Zentrierung gibt den Bildern eine Energie, die von den bewusst ungerade gehaltenen Rändern den Blick in der Bildmitte in eine imaginäre Tiefe zieht, wobei sich kosmologische Weiten eröffnen. Matti Kujasalos Bilder laden ein zu einem Spiel zwischen Nähe und Ferne und entwickeln dabei eine meditative Kraft, in der das Denken dem Meditieren weicht.
Matti Kujasalo wurde 1946 in Helsinki geboren, wo er heute noch lebt und arbeitet. Nach dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste (1977-88) wurde er in den 1970er Jahren international zu einem der wichtigsten Vertreter der geometrisch-konstruktivistischen Kunstrichtung. 1980 repräsentierte Matti Kujasalo Finnland auf der Biennale von Venedig. Von 1983-88 war er Direktor der Akademie der Bildenden Künste in Helsinki.
Die Ausstellung „Paintings“ von Matti Kujasalo ist in der Berliner Galerie Friese noch bis 14. Januar 2023 zu sehen.