„One Water, Many Lands“, Nikhil Chopra, 2023©Michaela Schabel
25 zeitgenössische KünstlerInnen, FilmemacherInnen, MusikerInnen und SchriftstellerInnen bringen unterschiedliche Geschichten aus den afrikanischen und asiatischen Küstenregionen rund um den Indischen Ozean in raumfüllenden Großinstallationen ins Bewusstsein kombiniert mit Bildern, Videos, Skulpturen, Stoffen und Talismanen. In den Geschichten der Völker hat der Indik viele verschiedene Namen. Vielfältig ist auch seine Bedeutung im Bezug auf überregionale Handelsrouten und Migrationsbewegungen, Sprachen und Klänge, Ökonomien und Philosophien.
Der Indik wird in dieser Ausstellung zum Symbol eines ständigen Ineinanderfließens, immer wieder Neu-Ausrichtens nach saisonalen Zyklen und Windsystemen. Das stellt Nikhil Chopra, ein indischer Performancekünstler, sehr schlicht in „One Water, Many Lands“ (2023) mit Blau und einem aus Schlamm gewonnen Ocker auf großen Leinwänden dar. Kanalisierungen stehen für die Veränderungen durch Versklavung, Migration, ökonomische Prozesse und die damit verbundenen Metamorphosen der Menschen.
Jack Beng-Thi aus La Rèunion kombiniert in seinem Projekt „Islands of the Indian Ocean – Not For Sale“ eine indikzentrierte Weltkarte mit Büchern aus den umliegenden Kulturen. Adama Delphine Fawundu aus Sierra Leone taucht in ihren Videoprojektionen „Hymns and Parables“ (2022) inspiriert von der senegalischen Baye-Fall-Kultur im wahrsten Sinne des Wortes in die Sphären ihrer Ahnen und lässt sie in zeitgenössischen Verfremdungen aus dem Wasser wieder auftauchen. In Shiraz Bayjoos Fotocollagen hinter vergitterten Holzrahmen werden die kolonialen und damit auch die museologischen Einengungen spürbar.
„Hymns and Parables“, Adama Delphine Fawundu (2022)©Adama Delphine Fawundu, Foto: Michaela Schabel
Sehr originell ist der animierte Werbespot Köken Erguns „China Beijing, I Love You! (2023), in dem er mit dem Refrain „Investiert in Indonesien, stellt sicher, dass ihr es nicht verpasst“ anhand der Transporte der Seltenen Erden, von Nickel und Kobalt die Routen der „Maritimen Seidenstraße“ und den damit verbundenen Raubbau an Natur und Mensch satirisch nachzeichnet. Investoren in Anzügen kontrastiert ermit Arbeiterrebellion, ökologischem Raubbau und Gesundheitsgefährdungen.
Dem Sand, nach Luft und Wasser das meistgenutzte Gut, widmet Sim Chi Yin ihr neues Werk „Garden of No Return“ (2023), Über eine Fotoinstallation mit Satellitenbildern zeigt sie die Wunden in der Landschaft, die durch den Sandabbau infolge der extremen Urbanisierung und des Landhungers entstehen.
Die Dhow Countries Music Academy, eine Musikschule in Sansibar, benannt nach den Segelschiffen dieser Region mit dem Auftrag die traditionelle Musik zu unterrichten, komponierte eigens für diese Ausstellung eine Klanglandschaft, die den Indik hörbar macht, wodurch die Ausstellung auch zum akustischen Erlebnis wird.
Die Ausstellung „Indigo Waves and Other Stories“ ist im Berliner Gropius Bau noch bis zum 13.08.2023 zu sehen.