„David“, Donatello©Staatliche Museen Berlin, Foto: Michaela Schabel
Donatello (ca. 1386–1466) war ein unermüdlicher und sehr vielseitiger Neuerer. Die Ästhetik der Antike im Blick verlebendigte er antike Skulpturen zeitlos im individuell orientierten Bewusstsein der Renaissance. Dabei experimentierte er mit neuen Materialien und Ausdrucksformen, verwendete neben Marmor auch Terrakotta, Glas und Stuck, übertrug die mathematische Perspektivkonstruktion auf seine Reliefs und intensivierte Perspektiven in den Flachreliefs durch enge Gruppierung der dargestellten Figuren und eine bildimmanente Umrahmung, die die Figuren regelrecht zu sprengen schienen.
Im Halbdunkel nach Motiven in den großen Räumlichkeiten der Gemäldeausstellung sehr übersichtlich, mit überraschenden Blickachsen angeordnet taucht man ein in die beseelte Welt der Renaissance.
Gleich zu Beginn der Ausstellung treffen die Besucher auf die Marmorskulptur des „David“ aus Florenz. Man blickt über „Protome Carafa“, einen gigantischen Pferdekopf, der als Auftragsarbeit nicht zu Ende geführt wurde und wegen der Leihgeber nur bis 6. November zu sehen sein wird, auf das fast zwei Meter große Leitnerkreuz aus Bronze…
„Protome Carafa“, „Leitnerkreuz“, Donatello©Staatliche Museen Berlin, Foto: Michaela Schabel
umkreist Donatellos freistehende Madonnen und vergleicht die zahlreichen Flachreliefs, die im Dialog mit den Arbeiten seiner Zeitgenossen die feinen Unterschiede in den Imitationen deutlich machen. Unter Donatellos Händen wirkt Marmor federleicht, wodurch sich der liebevolle Blick der Mutter zu ihrem Kind intensiviert und sich in seinen Werken eine ganz neue Emotionalität der „Madonna mit Kind“ entwickelt, die er immer wieder facettenreich individuell abstuft. Dieses Motiv wurde zum Verkaufshit. Durch die große Nachfrage seitens der Kirche und der Adeligen entstanden immer mehr Kopien. Selbst in Glas wurden Donatellos Marien-mit-Kind-Reliefs angefertigt.
„Maria mit Kind“, Donatello©Staatliche Museen Berlin, Foto: Michaela Schabel
Ein anderes Highlight ist die Bronzefigur „Amor Attiis“. Er spiegelt verschiedene Götter, nicht nur Amor. Wegen seiner verrutschten Hose mit Blick auf das Geschlecht, das vor Donatello abgesehen von den Putti immer bedeckt war, könnte er der Fruchtbarkeitsgott Priapus sein. Seine Flügel verweisen auf Merkur. Die Schlange rückt ihn die Nähe von Herkules. Oder ist er wegen des Schwänzchen ein Faun?
„Amor Attiis“, Donatello©Staatliche Museen Berlin, Foto: Michaela Schabel
Donatello lässt sich nicht eindimensional festlegen, er experimentierte mit dem vorhandenen Wissen und revolutionierte die Kunst weit vor Botticelli, Raffael und Michelangelo.
Die Ausstellung „Donatello. Der Erfinder der Renaissance“ war im Frühjahr bereits in Florenz zu sehen, bleibt in Berlin bis 8. Januar 2023 und kommt im Anschluss daran nach London.