©Michaela Schabel
Chronologisch zeigt die Ausstellung ihre Arbeiten vom ersten Leporello über den Tabla-Maestro Ustad Zakir Hussain bis zum jüngsten Großprojekt „Let’s See“ (2021). Dayanita Singh kreist vorwiegend mit der Kamera um Körperlichkeit und Berührung, Familie und Freundschaft. Ihre Lieblingsmotive sind Menschen beim Tanzen, Musizieren, Zuhören, Plaudern, Sich-schön-machen, oft an bestimmten Orten zu Hause oder in ihrem Lieblings-Ashram. Es sind alltägliche Szenen, teilweise auch in Montagetechnik, in denen die ausgebildete Fotojournalistin vor allem den respekt- und freudvollen Umgang miteinander in den Mittelpunkt stellt, woraus sich Lebensstil und Kultur der gehobenen Mittelschicht Indiens wie ein Puzzle zusammenfügt.
©Dayanta Singh
Dayanita Singh befreit die Fotografien von der Wand, indem sie Fotografien in Boxen in Bücher oder über Wohninterieurs, wie sie sagt, in „Museen“ verwandelt und die Bilder ständig ausgetauscht werden können. Jedes Buch ist eine „originale“ Ausstellung, die man im geistigen und körperlichen Sinne entfalten kann.
Ein anderes Thema, dem sie sich schwerpunktmäßig immer wieder widmete, ist die Architektur. Alte und neue Bauten gewinnen durch Lichteffekte eine spirituelle Aura. In aufeinander getürmten Würfeln präsentiert Dayanita Singh diese Fotografien als Raumskulpturen.
©Michaela Schabel
Die meisten Bilder sind Schwarz-Weiß. „Painted Photos“ (2020-2021) sind Bilder aus dem Archiv, die sie mit weißer Farbe übermalte. Durch diesen Schleier wirken die Bilder verblichen. Sie lassen nur das Wesentliche und auch das nur noch vage erkennen. Nur eine Serie ist in Farbe ausgestellt. Ein verknotetes, in Rot getauchtes ursprünglich weißes Tuch gewinnt in serieller Präsentation Rhythmus und Bewegung.
„Museen-Shedding“ (2016) ist zweifelsohne der Höhepunkt ihrer innovativen Konzeptionen. Aus Teakholz baute sie ein zusammenklappbares Interieur von Tisch-Stuhl-Bett-Regal, das auf der einen Seite Wohnraum, auf der anderen Seite Ausstellungsraum ist.
©Michaela Schabel
Die Ausstellung „Dayanita Singh. Dancing with my Camera“ ist in Berlin im Gropiusbau noch bis 7. August zu sehen.
