„Practicing“, Hans Kotter©Ulrich Helweg
1966 wurde Hans Kotter in Mühldorf geboren. Er studierte in New York Malerei und machte in Deutschland als Lichtkünstler Karriere. Seit 2003 lebt er in Berlin. Seine Arbeiten wie „Colour Codes“, „Explosion“, „Transformations“ oder „Big Bang“ präsentiert er international. Sie stehen für die einzelnen Werkserien und spiegeln gleichzeitig Hans Kotters künstlerische Entwicklungsphasen, in denen er trotz der sehr unterschiedlichen Arbeiten eine ganz spezielle raumatmosphärische Handschrift offeriert, in der Licht-Farb-Form-Symbiosen emotionales Erleben ermöglichen.
Bereits in New York arbeitete Hans Kotter installativ, weil ihn Materialien interessierten. In den 90er Jahren waren es große Objektkästen mit Fotografien von bayerischen Orten und Fundstücken in Harz gegossen, wodurch sich raffinierte Lichteffekte ergaben, die er für Kataloge und sein Archiv fotografierte. Dabei entdeckte er die Wirkung von Lichtreflexionen, die Details sehen lassen, die gar nicht existieren, ein Initialerlebnis, das ihn inspirierte eigene Prismen zu entwickeln. „Ohne Licht, Brechung und Reflexion lebten wir in einer farblosen und damit konturlosen Welt.“ Diese Faszination für Licht ist die Basis für Hans Kotters unermüdliches experimentelles Schaffen, wobei sich durch die Entwicklung der Leuchtmittel die visuellen Wirkungen seiner Objekte und Installationen vom Malerischen ins magisch Kosmische intensivierten.
Anfangs verwandelte Hans Kotter mit einfachen Glühbirnen Räume in atmosphärische Meditationsorte. Mit einem schmalen Streifen Leuchtfolie gab er alltäglichen Räumen eine neue „Balance“, vermittelte dabei in schnöden Realitäten poetische Leichtigkeit und neue perspektivische Wahrnehmungen. Um die „Colour Codes“, makrofotografische Prismen mit duplizierten Farbschichten, besser zum Leuchten zu bringen, entwickelte er Leuchtkästen, womit er Technik und Malerei, Präzision und Poesie, Kunst und Design fusionierte. In den „Cliffs“ und „Cromatic Plants“ begann er auf großformatigen Rechtecken in „Light Black“ in Plexiglasquadern mit Licht zu malen. Einzeln, als Diptychons oder in mehrteiligen Bildserien auf Farbwänden gehängt entstanden faszinierende Raumatmosphären. „Edges“, Lichtobjekte im Bereich von Raumecken kombiniert mit Farbstreifen an den Wänden oder ausrangierte Leuchtkästen aus der Außenwerbung „Replaced“ zur großen Rauminstallation verwandeln architektonische Vorgaben. Aber es genügen auch schon Kotters Lichtpfeile, um in poetische Welten abzudriften.
Die Erfindung der LEDs eröffnete neue Möglichkeiten. In „Tunes“, Tunnel mit magisch, unendlich scheinenden Tiefenstrukturen, und in „Cliffs“, zwischen zwei transparenten, nicht ganz parallel gestellten Spiegelplatten Lichtlinienkompositionen in Endlosschleifen, wechseln die Stimmungen durch einprogrammierte Farbwechsel und animierte Videos.
„Cliffs“ von Hans Kotter©Hans Kotter, Foto: Michaela Schabel
Der Betrachter taucht ein in Kotters faszinierende, harmonische Lichtwelten, die ihn aus der realen Welt ins imaginäre Kosmische entführen. Kotters Arbeiten sind eine Einladung zum Entspannen und Loslassen.