Außenfassade ©Freies Deutsches Hochstift / www.freies-deutsches-hochstift.de, Foto: Alexander Paul Englert
Direkt neben Goethes Geburtshaus in Frankfurt am Main steht das Romantik-Museum. Das Haus überzeugt dabei sowohl architektonisch als auch mit einer überaus sehenswerten Dauerausstellung.
Die blaue Blume der Romantik ist nicht zu übersehen. Im Falle des neuen Deutschen Romantik-Museums ist sie aufgegangen in einem blauen Erker, der aus der in braun und beige gehaltenen Fassade des neuen Museums in den Großen Hirschgraben hineinragt, in dem Goethe gleich nebenan aufgewachsen ist.
„Blauer Erker“©Freies Deutsches Hochstift / www.freies-deutsches-hochstift.de, Foto: Alexander Paul Englert
Eine Meisterleistung ist das ausgeklügelte Lichtsystem, weil die Originale eigentlich überhaupt kein Licht vertragen. Architekt Christoph Mäckler hätte eigentlich einen Bau ohne Fenster machen müssen. Um diese zur Straßenseite zu bekommen, hat er die „Himmelstreppe“, das Haupttreppenhaus an die Straßenseite verlegt. Die „Himmelstreppe“ schützt die Originale nicht nur vom Tageslicht, sondern ist zugleich Kunstwerk, unten breit oben schmal eine optische Täuschung, die romantische Unendlichkeit und Illusion suggeriert. Zugleich wird sie zur Metapher für himmelhoch jauchzende Romantik.
„Himmelstreppe“©Freies Deutsches Hochstift / www.freies-deutsches-hochstift.de, Foto: Alexander Paul Englert
Das neue Museum präsentiert die Goethe-Galerie mit seinen zahlreichen Gemälden und auf zwei Stockwerken in 35 Stationen einzigartige Originale der Romantik mit innovativen Ausstellungsformen, die diese Zeit als Schlüsselepoche erfahrbar machen. Im Dialog mit dem benachbarten Goethe-Haus sind Manuskripte, Graphiken, Gemälde und Gebrauchsgegenstände zu sehen. Das Deutsche Romantik-Museum bietet eine multimediale, im romantischen Sinn synästhetische Umsetzung von Ideen, Werken und Personenkonstellationen. Goethe selbst wird dabei in ein neues Licht gerückt.
Goethe-Galerie „Freundschaftstempel“©Freies Deutsches Hochstift / www.freies-deutsches-hochstift.de, Foto: Alexander Paul Englert
Grundlage für dieses Museum ist die einzigartige Sammlung zur Literatur der deutschen Romantik, die in den vergangenen 100 Jahren vom Freien Deutschen Hochstift, dem Träger des Frankfurter Goethe-Hauses, zusammengetragen wurde. Im Hochstift finden sich die international umfangreichsten und vielseitigsten Bestände zu den literarischen Schlüsselfiguren der Epoche. Zu den wertvollen Schätzen zählen neben Handschriften von Clemens und Bettine Brentano, Novalis, den Brüdern Schlegel, Joseph von Eichendorffs handschriftlicher Entwurf „Wünschelrute“, einem der berühmtesten Gedichte der deutschen Romantik, das Manuskript von Ludwig Tiecks Novelle „Des Lebens Überfluss“ und Robert Schumanns eigenhändige Kompositionsentwürfe zu seinen „Szenen aus Goethes Faust“.
„Grimmstation©Freies Deutsches Hochstift / www.freies-deutsches-hochstift.de, Foto: Alexander Paul Englert
Dazu kommen so bekannte Gemälde wie Caspar David Friedrichs „Der Abendstern“, Johann Heinrich Füsslis „Der Nachtmahr“, Bilder von Carl Gustav Carus, Graphiken von Philipp Otto Runge.
In der dritten Etage forscht man den Nachwirkungen der deutschen Romantik nach, wobei der Kölner Dom als Brücke zwischen sehnsüchtiger Rückkehr zum Mittelalter und seiner Bedeutung in der Gegenwart in den Mittelpunkt rückt.
Zahlreiche interaktive Medienexponate laden ein, Originalen auf virtuellen Vermittlungsebenen oder poetischen Lichtinstallationen bis hin zu klassischen Hör- und Videostationen zu begegnen.
Detail aus der „Ritter-Station“©Freies Deutsches Hochstift / www.freies-deutsches-hochstift.de, Foto: Alexander Paul Englert
Mit der Entwicklung von Miniaturleuchten gelingt es, dass die Exponate gut lesbar sind, ohne dass sie Schaden nehmen. SchauspielerInnen rezitieren Texte als „Raumton“, „Klangdusche“ oder über Kopfhörer. Zusätzlich gibt es einen 4-stündigen Mediaguide.
Möglich wurde das Romantik-Museum, weil die Stadt Frankfurt das Grundstück zur Verfügung stellte und das Projekt mit 1,8 Mio. Euro unterstützte. Land und Bund beteiligen sich mit jeweils 4 Mio. Euro, das Freie Deutsche Hochstift rund 9 Mio. Euro von über 1.500 Einzelspendern.
Der Bau wurde im ursprünglich vorgesehenen Kostenrahmen von 12 Mio. Euro erstellt. Für den Ausbau und die Realisierung der neuen Dauerausstellung wurden rund 6,5 Mio. verwendet.