©David Baltzer
Über mehrere Screens entstehen Parallelwelten mit verschiednen Szenerien, verbunden durch inhaltliche Botschaften, die immer wieder durchdekliniert werden, aber kaum Ideen enthalten, die man nicht schon kennt. Wie Mantras für ein gutes Leben hämmern sie sich ins Bewusstsein ein. “Lebe deinen Traum!“ Berlin wird dabei zum Mekka der Selbstfindung, das Ego zum Nabel der Welt. Dazwischen werden kluge Zitate à la Ibsens Idee vom „Glück ist schuldlos zu sein“, die Five.Five-Balance zwischen Allem und Nichts oder die Suche nach den „Keys“ für die eigene Zukunft ironisiert, ab und an sozialpolitische Themen auf wie der Kampf um die Erhaltung des eigenen Kiez thematisiert.
Zu jeder vollen Stunde gibt es ein variierendes Ritual. Passanten werden nach ihren Theatererfahrungen gefragt, für die dann ganz exklusiv auf einer traditionellen Guckkastenbühne in umgepolter Blickrichtung ins Off, videotechnisch betrachtet Richtung Welt gespielt wird mit leeren Zuschauerreihen im Hintergrund. Damit fokussiert Gob Squad auf die Resonanzverluste der Schauspieler. Gleichzeitig eröffnen sie Perspektiven auf neue Publikumsgruppen auf der Straße. Parallel hinterfragen sie herkömmliche Spielweisen, die längst ausgedient haben. Der Zuschauer mit Zylinder, der den Text während der Vorstellung mitliest, ist schon längst ausgestorben. Angesagt sind jetzt Grotesken, Slapsticks, drittklassige Tanzperformances, dokumentarische Verfremdungen.
In den ständigen Wiederholungsschleifen über 12 Stunden hinweg, vier sind schon schwer durchzuhalten, degradiert Theater zur nervigen, ziemlich flachen Video-Berieselung. Die nach der Uraufführung vielfach beschriebene Sogwirkung von „Show Me A Good Time“ beruht wie bei Netflix-Serien auf leitmotivischen Variationen von Darstellern und Inhalten und veränderten Sehgewohnheiten. Und genau diese Prozesse stellt „Show Me A Good Time“ auf den Prüfstand. Die Inszenierung ist ein extrem langatmiges Experiment, entstanden aus der Erfahrung des Spielentzugs infolge des Lockdowns, mehr nicht. In mehr Kürze, läge mehr Würze. Dann kämen die Ansätze „Show Me A Good Time“ besser zur Wirkung.
Hinter der Bühne: Gob Squad (Konzept, Leitung) (Video Design), Noam Gorbat, Miles Chalcraft, (Video), Sebastian Bark, Jeff McGrory und Catalina Fernandez (Sound), Emma Cattell (Kostüme), Max Wegner Licht, Technik) Christina Runge (Dramaturgie, Produktion), Amina Nouns (Set Assistenz), Mat Hand (Künstlerische Assistenz
Mit: Sean Patten, Berit Stumpf, Sarah Thom, Bastian Trost, Simon Will, Tatiana Saphir, Laura Tonke, Sharon Smith
In Kooperation der Theaterhäuser Hebbel am Ufer Berlin, La Jolla Playhouse USA, Schlachthaus Theater Bern, Kampnagel Hamburg , Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt, Gobsquad Berlin