Es ist eine ausgesprochen gelungene Konzeption, die den Shakespeare-Kosmos in die durchlichterte Nacht kosmischer Zeitlosigkeit und gespiegelter Verzerrung weitet (Bühne Monika Frenz), intensiviert vorwiegend durch die atmosphärische Musik von Julia Kent und Enzio Bosso. Yuki Mori fokussiert in seiner „Allegoria“ auf Shakespeare große Kunst der Verwandlung, der Mensch in immer neuen Rollen, die sich trotzdem unheimlich ähneln und sich letztendlich wie in Shakespeare Königsdramen auf Liebe und Macht reduzieren.
Die Tänzer legen ihre Halskrausen ab und damit die einengende Starre ihrer Zeit. Ganz in Rot leuchten in den expressiven Pas de deux von Alessio Burani und Simone Elliott die Facetten Romeo und Julia, Oberon und Titania, vor allem von Macbeth und seiner Lady auf. Das Ensemble, es steht für das Volk, wirbelt in ähnlichen dynamischen Konstellationen über die Bühne. Dazwischen tanzt das rote Paar auf erdigem Boden immer wieder zwischen innigstem Verschlungensein und orgiastischen Zuckungen bis zur spastischen Verzerrung in dynamischen Beschleunigung im Achtel-, bisweilen Triolenrhythmus im Spannungsfeld zwischen Eros und Tod.
Shakespeares 20. Sonett, leitet über in den zweiten Teil „Human“, die erste Choreographie Alessio Buranis im Velodrom. Inspiriert von Shakespeare androgynem Liebesgedicht hinterfragt Alessio Burani „Shakespeare Dreams“ existenziell. Aus einem weißen Vorhangschal entschwindend wandelt sich Laura Hogan, Chiffre für Shakespeares Träumerei, zunächst durch das raffinierte Kostüm in der Optik einer Gliederpuppe in ein menschliches Wesen. Ist es Mann oder Frau? Neugierig betasten die anderen Tänzer das Lebewesen. Sie tanzen fast nackt als androgyne Masse in ruhigen, fließenden Bewegungen. Noch einmal wird die Idee einer Frau geboren. Simone Elliot und wirbelt nun ganz in Weiß als jugendliche Unschuld pur über die Bühne. Das formiert sich zu Standbildern, die Frau mit wehenden Haaren heroisch obenauf. Schließlich bekleidet lassen die Tänzer Shakespeare bunte Figurenwelt aufleuchten und wenn sich zwischen weiß transparenten Vorhangbahnen wirbeln, entsteht ein Shakespeares bezauberndes Theaterflair eines Sommernachtstraums.
Noch endet Alessio Buranis „Human“ zu wenig schlüssig, noch steht Alessio Buroni durch die gemeinsame Produktion, dasselbe Ensemble sehr in der Tradition Yuki Moris. Doch Alessio Buronis Begabung als Choreograph verspricht Zukunft und ist durch Yuki Moris souveräne Nachwuchsförderung auf besten Weg.