"Kultur macht glücklich"


Berlin – „Große Vögel, kleine Vögel“ – gesellschaftskritische Arbeiten von Roland Stratmann in der Galerie Schmalfuss

Veröffentlicht am:

von

Berlin – „Große Vögel, kleine Vögel“ – gesellschaftskritische Arbeiten von Roland Stratmann in der Galerie Schmalfuss

©Roland Stratmann, Foto: Michaela Schabe

Postkartencollagen sind das Erkennungszeichen von Roland Stratmanns Arbeiten. Sie kommen aus…

dem Krieg, der DDR, von Berlin, aus der ganzen Welt. Übermalt, mit Großbuchstaben kommentiert, vermischen sich Vergangenheit und Gegenwart zu einer vielschichtigem, oft sehr witzigen Hinterfragung kapitalistischer Strukturen, die in neuen Räumlichkeiten der Galerie Stratmann in der Knesebeckstraße 11 bestens zur Wirkung kommen. 

Der Titel „Größe Vögel, kleine Vögel“ nach der gleichnamigen tiefsinnigen Filmparabel Fellinis, benutzt Stratmann als parodistischen Rahmen auf kleinbürgerliche Systemgläubigkeit. Es genügt nicht unkritisch und angepasst durchs Leben zu gehen. Grundlegende gesellschaftliche Probleme durch optimistische Lebensperspektiven zu übertünchen. Vordergründig inszenierte Hoffnungsphrasen oder Geborgenheitssymbole lassen in Stratmanns Arbeiten das Gegenteil assoziieren.

Stratmann arbeitet in thematischen Serien. Auf den Hintergrund von jeweils 40 Feldpostkarten aus dem Zweiten Weltkrieg zeichnet er mit Tusche markante Joker-Larven und kommentiert sie mit pointierten Sätzen wie „Trage Feldgrau, da braucht man nicht putzen“ oder „Die Wunde ist heil, aber das Herz noch nicht in Ordnung.“ Bei den kleiner formatigen „Gebinden“ ersetzt er die Larven durch Blumensträuße, die Sätze bleiben ambivalent. „Lieber Bruder, es geht mir gut…auf Wiedersehen“. In der Serie „IBDMW“, eine Kürzel für „ich bin dann mal weg“, verweist Stratmann mit seltenen Tieren, gezeichnet auf gelaufene Postkarten aus Touristenregionen wie Mallorca oder der Türkei, die negativen Auswirkungen des Massentourismus auf die Natur. In kitschiger Kuscheltieroptik karikiert er das konsumsozialisierte „Wunderkind“ unserer Zeit. 

Eine ganz andere Methode verwendet Stratmann bei der Serie „BTTF“ alias „Back to the Future“. Er konzipiert sie als querformatige Triptychon-Karten, in denen er heroische Denkmäler vor auratischem Horizont mit Leerflächen und Symbolen surreal zu sehr kritischen Narrativen über Herrschaft und Machtträger collagiert. 

Ganz entschieden gegen Kriegstreiberei wirken seine Skulpturen, bewusst kitschig und trashig aus Konsumramsch und Fundstücken arrangiert. Altmaterial verwandelt er in Raketenoptik auf schwarzen Flokati. Sein „Burratino“, León Tolstóis russische Variante des italienischen Pinocchio, übersäht von winzigen Plastiksoldaten suggeriert gruselig das gegenwärtige Zurück zu kriegerischen Auseinandersetzungen. In dieser zeitkritischen Ausstellung gibt es einiges zu entdecken. 

Die Ausstellung „Größe Vögel, kleine Vögel“ ist noch bis zum 12. Juli in der Berliner Galerie Schmalfuss, in der Knesebeckstraße 11montags bis samstags von 11-19 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung 03043727172 zu sehen.