München – „Der Trost der Dinge“ – Orhan Pamuk im Lenbachhaus

München - „Vom Trost der Dinge“ - Orhan Pamuk im Lenbachhaus Orhan Pamuk (*1952 Istanbul) ist einer der international bekanntesten türkischen Schriftsteller. 2006 wurde er erster türkischer Schriftsteller mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. Sein Leben lang beschreibt er die Menschen und das Leben in Istanbul. Früher gab es dort wenig Museen. Als er sie in anderen europäischen Städten entdeckte, wurde ihm die Parallelen zwischen den Museen und dem Schreiben bewusst. Auch sie erzählen Geschichten, indem sie die Objekte in einen Zusammenhang bringen. Pamuk sieht darin „eine tröstende Kraft gegen die vergehende Zeit“.  Mit der Ausstellung „Vom Trost der Dinge“ präsentiert das Lenbachhaus Pamuk über sein kreatives Schaffen als Autor hinaus als Fotograf, Zeichner, Kurator, Museumsgründer und bedeutende politische Stimme unserer Gegenwart… ©Orhan Pamuk, Foto: Michaela Schabel In Pamuks Roman „Museum der Unschuld“ (2008) führt eine Liebesgeschichte zur Gründung eines Museum mit Alltagsgegenständen. Vier Jahre später wurde ein Museum nach diesem Roman gegründet. In Kooperation mit dem „Museum der Unschuld“, dem DOX Centre for Contemporary Art in Prag und dem Lenbachhaus entstand die Wanderausstellung „Vom Trost der Dinge“. Der Besucher befindet sich zunächst in einem fensterlosen Kabinett vollgepackt mit Objektvitrinen mit Erinnerungsstücken aus der Liebesgeschichte im Roman, aber auch als Ausdruck des Istanbuler Lebensstils zwischen 1950 und 2000, gleichzeitig als Inspiration sich selbst Geschichten auszudenken. Zu den 40 Kabinette aus dem Istanbuler Museum, die Pamuk eigens für diese Wanderausstellung nachgestaltete, kommen neue Werke. Unter der Prämisse, wie uns Dinge Trost spenden können, greift Pamuk aktuelle Themen auf, den kulturellen Wandel, Fiktion und Erinnerung, die Rolle von Museen.  Skizzierte, gezeichnete, gemalte und fotografierte Werkserien offerieren sein vielseitiges Schaffen als bildender Künstler. Im Mittelpunkt steht immer Istanbul mit seinen Menschen und Lebensstil zwischen einst und heute.  Durch die Hintergrundinformationen wird gleichzeitig seine kreative Arbeitsweise deutlich. Für den historischen Roman „Die Nächte der Pest recherchierte Pamuk in den Memoiren von Ärzten, alten Fotografien und Katalogzeichnungen am Ende des 19. Jahrhunderts, um sich in die Thematik, Sprache und Atmosphäre einzuarbeiten. Die historischen Dokumente inspirierten ihn 2000 bis 2003 zu der Bilderserie „Die Nächte der Pest“, die ihn dann immer wieder zum Schreiben animierten. Der Zyklus „Balkon“, 2011 von seinem Schreibtisch mit Blick auf den Bosporus digital fotografiert, macht die melancholisches Stimmung seines Schaffens einmal mehr deutlich. "Ich schreibe, weil ich die Wirklichkeit nur ertrage, wenn ich sie verändern kann“, bekennt Pamuk. Der Vorschrift des türkischen Erziehungssystems, „von allem, was aus dem Westen kommt, eine heimische, nationale, eigene Variante zu erschaffen“ steht er ambivalent gegenüber. Er ärgert sich darüber und heißt sie anderseits doch wieder gut. So entstand der erste türkische Roman, der erste türkische Kühlschrank und durch ihn selbst das erste Version türkischer Bridgekarten mit historischen Sultanen aus der osmanischen Geschichte. ©Orhan Pamuk, Foto: Michaela Schabel Den „Buchstabenberg“, eine Anspielung auf den Wechsel von der arabischen Schrift in die lateinische, ergänzt Pamuk seit 2009 immer wieder mit neuen Zeichen.  Um seinen künstlerischen Kosmos zu bewahren, lud Pamuk 2021 den Videokünstler Ali Kazm zu sich nach Hause ein. Er blieb über ein Jahr. Selbst wenn das Haus abgerissen werden würde, bleibt Pamuk, die Vergangenheit und ihre Aura, „der Trost der Dinge“, der so wichtig ist für ihn erhalten. Wandgroß setzt dieses Video einen markanten Schlusspunkt in der Ausstellung.  Die Ausstellung „Der Trost der Dinge“ ist noch bis 13.10. im Münchner Lenbachhaus zu sehen.

Orhan Pamuk (*1952 Istanbul) ist einer der international bekanntesten türkischen Autoren. 2006 wurde er als  erster türkischer Schriftsteller mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. Sein Leben lang beschreibt er die Menschen und das Leben in Istanbul. Früher gab es dort wenig Museen. Als er sie in anderen europäischen Städten entdeckte, wurden ihm die Parallelen zwischen den Museen und dem Schreiben bewusst. Auch sie erzählen Geschichten, indem sie die Objekte in einen Zusammenhang bringen. Pamuk sieht darin „eine tröstende Kraft gegen die vergehende Zeit“. 

Mit der Ausstellung „Der Trost der Dinge“ präsentiert das Lenbachhaus Pamuk über sein kreatives Schaffen als Autor hinaus als Fotograf, Zeichner, Kurator, Museumsgründer und bedeutende politische Stimme unserer Gegenwart…

©Orhan Pamuk, Foto: Michaela Schabel

In Pamuks Roman „Museum der Unschuld“ (2008) führt eine Liebesgeschichte zur Gründung eines Museums mit Alltagsgegenständen. Vier Jahre später wurde ein Museum nach diesem Roman gegründet. In Kooperation mit dem „Museum der Unschuld“, dem DOX Centre for Contemporary Art in Prag und dem Lenbachhaus entstand die Wanderausstellung „Der Trost der Dinge“.

Der Besucher befindet sich zunächst in einem fensterlosen Kabinett vollgepackt mit Objektvitrinen mit Erinnerungsstücken aus der Liebesgeschichte im Roman, aber auch als Ausdruck des Istanbuler Lebensstils zwischen 1950 und 2000, gleichzeitig als Inspiration sich selbst Geschichten auszudenken. Zu den 40 Kabinetten aus dem Istanbuler Museum, die Pamuk eigens für diese Wanderausstellung nachgestaltete, kommen neue Werke. Unter der Prämisse, wie uns Dinge Trost spenden können, greift Pamuk aktuelle Themen auf, den kulturellen Wandel, Fiktion und Erinnerung, die Rolle von Museen. 

Skizzierte, gezeichnete, gemalte und fotografierte Werkserien offerieren sein vielseitiges Schaffen als bildender Künstler. Im Mittelpunkt steht immer Istanbul mit seinen Menschen und dem Lebensstil zwischen einst und heute. 

Durch die Hintergrundinformationen wird gleichzeitig seine kreative Arbeitsweise deutlich. Für den historischen Roman „Die Nächte der Pest“ recherchierte Pamuk in den Memoiren von Ärzten, alten Fotografien und Katalogzeichnungen am Ende des 19. Jahrhunderts, um sich in die Thematik, Sprache und Atmosphäre einzuarbeiten. Die historischen Dokumente inspirierten ihn 2000 bis 2003 zu der Bilderserie „Die Nächte der Pest“, die ihn dann immer wieder zum Schreiben animierten. Der Zyklus „Balkon“, 2011 von seinem Schreibtisch mit Blick auf den Bosporus digital fotografiert, macht die melancholische Stimmung seines Schaffens einmal mehr deutlich. „Ich schreibe, weil ich die Wirklichkeit nur ertrage, wenn ich sie verändern kann“, bekennt Pamuk. Der Vorschrift des türkischen Erziehungssystems, „von allem, was aus dem Westen kommt, eine heimische, nationale, eigene Variante zu erschaffen“ steht er ambivalent gegenüber. Er ärgert sich darüber und heißt sie anderseits doch wieder gut. So entstand der erste türkische Roman, der erste türkische Kühlschrank und durch ihn selbst die erste Version türkischer Bridgekarten mit historischen Sultanen aus der osmanischen Geschichte.

Ausstellung "Der Trost der Dinge" mit Arbeiten von Orhan Pamuk im Lenbachhaus München präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Orhan Pamuk, Foto: Michaela Schabel

Den „Buchstabenberg“, eine Anspielung auf den Wechsel von der arabischen Schrift in die lateinische, ergänzt Pamuk seit 2009 immer wieder mit neuen Zeichen. 

Um seinen künstlerischen Kosmos zu bewahren, lud Pamuk 2021 den Videokünstler Ali Kazim zu sich nach Hause ein. Er blieb über ein Jahr. Selbst wenn das Haus abgerissen werden würde, bleibt Pamuk, die Vergangenheit und ihre Aura, „der Trost der Dinge“, der für ihn so wichtig ist, erhalten. Wandgroß setzt dieses Video einen markanten Schlusspunkt in der Ausstellung. 

Die Ausstellung „Der Trost der Dinge“ ist noch bis 13.10. im Münchner Lenbachhaus zu sehen.