„Fritz Koenig Leben | Werk | Wirkung“ – „Ich wollte ein Pferd sein“ – Doppelband als Hommage zum 100sten Geburtstag von Fritz Koenig

Buchkritik „Fritz Koenig. Leben | Werk | Wirkung“ und "Ich wollte ein Pferd sein" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Ein Gedicht Reiner Kunzes als Antwort auf eine Kohlezeichnung Koenigs und Hommage an die Kunst ist ein pointierter Beginn. Percy Adlon, dessen Filme Koenigs Werk und Wirkungsstätte in faszinierender Aura einfangen, gelingt das Kunststück den großen Schaffensbogen dieses außergewöhnlichen Künstlers als Prolog auf eine Seite so zu reduzieren, dass sich darin dennoch die existentielle Weite von Koenigs künstlerischem Anliegen spiegelt. Das Kernstück des ersten Bandes ist Alexander Rudigiers „Annäherung an Fritz Koenig und sein Werk“…

©Freundeskreis Fritz Koenig e.V.

Als Initiator und Kurator der Ausstellung „Fritz Koenig. La Retrospettiva“ in den Uffizien und im Boboli-Garten in Florenz 2018 ist er ein ausgesprochener Koenig-Kenner. Überaus profund, garniert mit persönlichen Erlebnissen beleuchtet er Koenigs Schaffensprozess im Kontext seiner Herkunft und Sozialisation, angefangen vom Ur- Ur-Großvater Johann Friedrich Gottlob Koenig (1774-1833), Erfinder des Rotationsdrucks und Pionier der industriellen Entwicklung in England und Deutschland über Fritz Koenigs Kriegserfahrung  als Soldat und dessen künstlerischer Ausbildung, stilistischer Weiterentwicklung und reduzierter Stilfindung in den Nachkriegsjahren. Stefan Hunstein schreibt über Koenigs Mantra „Zum Sehen geboren, zum Schauen  bestellt“aus Goethes „Trümmerlied“ in „Faust 2“, Mario Tamme über „Fritz Koenigs Jugend: Schule und Krieg“, Werner Karg über Koenigs Mahnmale und Heiner M. Feldkamp hält eine „Künstlerische Zwiesprache“ zwischen den Gedichten von Reiner Kunze und den Bildern Fritz Koenigs. Berührend ist final das Essay über Koenigs Soldatenzeit an der Ostfront von Stefanje Weinmayr. Aus seinen Briefen kristallisiert sie subtil dessen polare Gefühle zwischen „Schrecken und Schönheit“, existenzieller Gefährdung und der lebensbewahrenden Kraft der Kunst heraus und setzt sie mit seinen Zeichnungen in Beziehung.

Als Tierarzt erlebte Peter Thein Koenigs Araberzucht von Anfang bis Ende hautnah mit. Sehr empathisch spürt er dessen Beziehung zu seinen Arabern nach.

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©Freundeskreis Fritz Koenig e.V.

Bei den Indianern sagt man, dass Pferd mache den Menschen. Dieses Einssein faszinierte Koenig. Ein „Rossmensch“ wollte er sein. Die Suche nach dem idealen Pferd seiner Träume setzte er künstlerisch in Zeichnungen, Skulpturen und Goldmedaillen um, getrieben von der Faszination eines der wenigen beständigen Kriterien des Lebens, der Schönheit. Garniert mit Anekdoten über die Verkaufsverhandlungen mit dem US-amerikanischen Züchter Stratmore und die Zuchterfolge im In- und Ausland rückt Thein die Bedeutung von Koenigs Pferdezucht weit über Deutschland hinaus  ins Bewusstsein. Sein Araberhengst Nahbay wurde 1993 in Paris „Weltchampion“ und damit „König von Ganslberg“, Koenigs wunderbares Anwesen. Während seiner Reisen in Sachen Pferde besuchte Koenig auch Galerien und Museen in den USA, woraus sich die erste Fritz-Koenig-Ausstellung in New York ergab und der Auftrag für die „Sphere“ vor dem World Trade Center. Nach dem Tod von Maria Koenig endete 2010 die Pferdehaltung am Ganslberg. Es kehrte „die Stille der Einsamkeit um Fritz und seine Welt“ ein. Er musste alleine „Weiterreiten“. Seine Drei-Männer-Ritte in jüngeren Jahren am Fronleichnamstag 1980 oder in Wyoming/USA werden final zur Botschaft des „Weiterreitens“ als beflügelndes Erlebnis in der Begrenztheit der eigenen Daseinsform.

Freundeskreis Fritz Koenig e.V (Hg.): „Fritz Koenig. Leben | Werk | Wirkung“, 248 S., 233 Abbildungen 

Peter Thein: „Ich wollte ein Pferd sein“ 136 S., 133 Abbildungen