"Kultur macht glücklich"


Berlin – Verdis „Messa da Requiem“ – Christian Spucks wuchtiger Tanzabend wieder im Programm des Berliner Staatsballetts

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Berlin – Verdis „Messa da Requiem“ – Christian Spucks wuchtiger Tanzabend wieder im Programm des Berliner Staatsballetts

©Berliner Staatsballett, Foto Serghei Gherciu

Verdis berühmtes Oratorium „Messa da Requiem“ 1874 zum Gedenken an den großen italienischen Dichter Alessandro Manzoni komponiert folgt der katholischen Liturgie. Die Totenmesse ist eine Auseinandersetzung mit dem Tod und der Suche nach Trost. Verzweiflung und Hoffnung setzt Christian Spuck in großartige Tanzsequenzen um. Nicht die tausendjährigen Narrative der katholischen Kirche, sondern die Emotionen der Menschen stehen im Mittelpunkt.

Grau in Grau mit tief gehängter Decke und Aschenboden vermittelt die Bühne kosmische Tristesse. Sie wird zur Klagemauer, auf die die Masse ihre Hoffnungen mit Kreide kritzelt, und verengt sich  am Schluss zum Sarkophag. Die KünstlerInnen ganz in Schwarz verstärken den Trauereffekt. Umso wärmer erstrahlen durch die effektvolle Lichtregie die Profillinien der TänzerInnen und die expressive Bewegungsdynamik des wuchtigen Berliner Rundfunkchores. Körper, Arme, Hände schwingen wellenförmig, überfluten regelrecht die Bühne, die sich in ein apokalyptisches Chaos verwandelt, um plötzlich punktgenau zur Musik wieder zu verebben. Immer wieder blitzt Hoffnung auf, sobald weiß gekleidete Tänzerinnen von ein oder mehreren Tänzern in einer Vielfalt von Hebefiguren die Blicke nach oben ziehen. Extrem gestreckt, gedehnt, die Beine weit gespreizt wird jedes Pas de deux oder Pas de trois zum Ausdruck der emotionalen Achterbahn zwischen Schweben und Fallen, Hoffnung und Verzweiflung, raffiniert gesteigert durch versetzte Einsätze oder durch absolut synchrone Diagonallinien. Assoziationen zu Jesus am Kreuz und zum „Agnus Dei“ leuchten auf. 

Dezent treten die vier SolistInnen in wechselnden Gruppierungen mit ihren markanten Timbres aus der Masse heraus, wodurch auch stimmlich Momente größter dramatischer Verdichtung gelingen. Sequenzen inniger Ruhe spiegeln die TänzerInnen in lyrischer Langsamkeit, die aber immer wieder von Angst und Schrecken überrollt wird. Diese Ambiguität bleibt im Gedächtnis. Es ist ein Requiem für Auge und Ohr, das aufwühlt und beruhigt, in dem Tanz, Chor, Gesang und Orchester die emotionalen Polaritäten fulminant ausleuchten. Ganz bewusst lässt die Spannung durch die Wiederholungsstrukturen in der Musik und im Tanz im Zeichen des Todes nach. Wenn sich die Decke absenkt, der Körper einer Tänzerin totenstarr wirkt, herrscht Schweigen und Dunkelheit.

Ballett "Missa da Requiem" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Berliner Staatsballett, Foto Serghei Gherciu

Künstlerisches Team: Cristian Spuck (Choreografie, Inszenierung), Dominik Limburg (Musikalische Leitung), Gijs Leenaares (Chefdirigent des Rundfunkchors Berlin)Christian Schmidt (Bühne), Emma Ryott (Kostüme), Martin Gebhardt ( Licht), Michael Küster, Claus Spahn (Dramaturgie) 

Mit: Staatsballett Berlin, Orchester der Deutschen Oper Berlin, Rundkunkchor Berlin, Hulkar Sabirova (Sopran), Karis Tucker (Mezzosopran), Attilio Glaser (Tenor), Lawson Anderson (Bass) 

Weitere Aufführungen der „Messa da Requiem“ sind  am 21., 27. Juni, 06., 09. Juli in der Deutschen Staatsoper.