©Michaela Schabel
Mit 75 Exponaten wirkt die neue Ausstellung in der Galerie Schmalfuss „tierisch“ groß. Die Spannbreite reicht von hyper naturalistisch bis surrealer Malerei, bei den Tierskulpturen von realistischen Abbildungen in Nippes-Format bis zu großen expressiven Narrativen in unterschiedlichen Materialien.
Im ersten Raum fühlt man sich zwischen den farbig in Holz gefassten Hühnern, Vögeln und Fischen von Christiane Erdmann wie auf einem Bauernhof, wären da nicht noch die Ölbilder von Sigrid Nienstedt, in denen Gorilla oder Schneeleopard vor Metropolen und Stadtlichtern zu Symbolen menschlicher Charaktere werden. Mit viel Fingerspitzengefühl und Empathie von Michael Schmalfuß kuratiert kontrastiert er die sehr unterschiedlichen künstlerischen Handschriften in immer neuen Konstellationen, wodurch der Besucher die spezifischen Arbeitsweisen intensiver wahrnimmt.
Direkt aus den Transportkisten herausgeschoben oder obenauf positioniert erzählen Silke Rehbergs glasierte Keramikfiguren von „Liebesaffären“ mythischen Beziehungen von Mensch und Tier in Europa, Asien und Afrika Geschichten von natürlicher Zuneigung, aber auch von Verletzungen. Wer letztendlich siegt, verkörpert die „Löwenhimmelfahrt“. Ariane Boss parodiert in ihren Keramikfiguren amüsant menschliche Eitelkeiten und das gegenseitige Imitieren von Mensch und Tier. Die Katze raucht. „Die Federvogelfrau“ möchte schön wie ein Vogel sein oder wie in „Lacy Love“ verführerisch wie eine Schlange.
Symbolisch narrativ sind auch Florian Pelkas Ölgemälde. „Randale im Garten“, verursacht von einem nur schemenhaft sichtbaren Gorilla. In seinen Bildern gewinnen die Tiere die Macht zurück und werden zum Spiegelbild närrisch menschlichen Verhaltens. Als „Animist“ lässt ein anderer Affe die Menschen um sich tanzen. Surreale, düstere, aber auch sehr poetische und gesellschaftspolitische Bildwelten zwischen Mensch und Tier entwickelt Pierre Fischer.
„Face book lll“, Pierre Fischer, 2012©Pierre Fischer, Foto: Michaela Schabel
Von Roland Stratmann sind große und kleine Postkartencollagen mit aufgemalten Tiermotiven zu sehen und Michael Lauterjungs Tierporträts auf Stoff oder Holz gemalt stellen ganz schlicht die Schönheit von Hunderassen und Entenküken in den Mittelpunkt.
Über verschiedene Räume begegnet der Besucher Hannes Mussners Hunde-Versionen von „Abraxas“ und Hans Scheibs Arbeiten aus verschiedenen Schaffensperioden von seiner expressiven Holzfigur „Sah ein Knab ein Röslein stehn…“ bis zu seiner neuesten Bronzefigur „Kleiner Wanderer“ ein abstrahiertes Fabeltier mit stark gekrümmtem Rücken und Arbeitsspuren Expression des biologischen Älterwerdens.
Die Ausstellung „Tierisch“ in der Galerie Schmalfuss Berlin, Knesebeckstraße 96 ist noch bis 27. April.