©Monte & Culebra
Eigentlich wäre Pepe in den Okavango-Sümpfen Afrikas zu Hause, aber seine Eltern wurden im Auftrag eines reichen Gringo nach Amerika gebracht. Sein ältester Bruder, eine Bestie, tötete den Vater. Pepe suchte sich ein Mädchen und verließ die Nilpferdherde. Wieder in Freiheit beobachtet Pepe die Menschen. Aus seiner Perspektive entwickeln sich immer wieder kurze Spannungsmomente, untermalt von Filmsound und dem Schnauben Pepes. Doch er ist friedlich, lässt den Fischer in der Mangrovenenge passieren. Ein Ochse, auch wenn sehr dürr ist, entspricht mehr seinem Jagdinstinkt als ein magerer alter Macho. Wunderbare Naturaufnahmen unterstreichen eine paradiesische Harmonie, die der Mensch, nicht das Tier aus dem Gleichgewicht bringt.
Als die Einwohner am Fluss erkennen, dass Pepe nicht ein Hirngespinst des Fischers ist, geht die Angst um. 25 Jahre lang waren die Nilpferde kein Problem. Wegen eines nicht näher benannten Opfers, sieht sich Pepe mit einem Dutzend Soldaten konfrontiert. Gegen diese Übermacht hat er keine Chance.
Die Idee besticht, weniger die Inszenierung. Nicht alle Zuschauer halten den Film zwei Stunden lang durch. Zu langatmig sind die Erzählpassagen Pepes mit seiner verzerrten Stimme, zu lapidar die Texte, zu leer die Leinwand zuweilen in blendendem Weiß als himmlische Anspielung untermalt mit harten Beats. Kontrastierende Handlungsstränge werden angedeutet, doch nicht konsequent miteinander verbunden, wie bei den beiden kleinen Jungen, der eine schaut im Dschungel einen Nilpferd-Serie im TV an, der andere in einer Luxusvilla in Kalifornien. In der freien Natur wird das Nilpferd zum Monster, im Nilpferd-Park bewundert man die Schönheit der Tiere. Gleichzeitig wird immer wieder der Machismo der Latinos ironisiert, ohne dass mögliche Querverbindungen zum Nilpferd genutzt werden. Gesellschaftliche Probleme und Zukunftsvisionen klingen bei einer Modenschau an, als die Mädchens in ihren phantasievollen Blumenkostümen nach ihren Berufszielen und Wünschen gefragt werden. Sie wollen studieren, um später als Psychologin oder Bauingenieurin zu arbeiten. Eine möchte die Abwanderung stoppen und tritt deshalb für eine Verbesserung der Lebensbedingungen ein, was aber alles nichts mit Pepe zu tun hat, weil die nötigen Verknüpfungen fehlen.
Einige starke Szenen prägen sich ein wie die Jagd mit Helikoptern auf die Nilpferdherde, die an das Eindringen außerirdischer Fremdlinge erinnert. Der Transit der Nilpferde in einem alten Lkw durch zwei bekiffte Burschen verläuft entgegen aller Erwartungen relativ unproblematisch. Pepe selbst ist leider meistens nur von weitem zu sehen, unter dem Wasser ahnbar oder im Gebüsch versteckt. Man bekommt ein neues Bewusstsein zu Nilpferden, wenn Pepes Ohren sich in der Ferne am Horizont abzeichnen und am Schluss freut man sich doch, diese seine Geschichte zu kennen.