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Berlin – „Der Auftrag / Psyche 17“ – Warum die Werte der Französischen Revolution immer wieder scheitern

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Berlin – „Der Auftrag / Psyche 17“ – Warum die Werte der Französischen Revolution immer wieder scheitern

©Armin Smailovic

Die Stückmontage nach Heiner Müllers geschichtsmetaphorischem Text „Der Auftrag“ bearbeitet von dem togolesischen Autor Elemawubi Agbédjidji in Kooperation mit Regisseur Jan-Christoph Gockel ist eine Spurensuche revolutionären Versagens. „Erinnerung an eine Revolution“ untertitelt Heiner Müller seinen Text „Der Auftrag“, eine Parabel, warum Revolutionen scheitern, der Idealismus für die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu kämpfen sich plötzlich in Nichts auflöst.

Die Thematik ist interessant und überaus aktuell, einst 1799 in Jamaika, der Sklaveninsel, heute in Afrika. Wie in einem Roadmovie kurven die drei Emissäre durch dunkles Kriegsgebiet. Debuisson, Sohn eines Plantagenbesitzers (Julia Gräfner) gibt die Richtung vor, flankiert von Sasportas, Sohn eines Sklaven (Mizrajim Togbonou) und Galloudec, einem idealistischen Bauer (Florian Köhler).

Die Inszenierung ist ein effektvoller Stilmix mit optischen Highlights, in der Heiner Müllers Sprachduktus, von Jan-Christoph Gockel bezüglich rassistischer Formulierungen bereinigt, durch die eher flapsigen, revoltierenden Formulierungen Elemawubi Agbédjidjis irritierend erodiert wird. 

Dass Jan-Christoph Gockel die Weißen generell in überdimensionierten Skully-Masken als deformierte Zombie-Roboterwesen unter sternenfunkelnden Kosmos präsentiert, Napoleon mit seinen Gefährten im „Theater der Revolution“ als Marionetten verzwergt und den blutverschmierten Engel der Verzweiflung durch gigantische Flügel zum malträtierten Friedensymbol stilisiert, schafft einen atmosphärischen Hintergrund für den argumentativen Schlagabtausch, der in der surrealen Liftszene Heiner Müllers wortlos verrätselt, aber auch enträtselt wird. Elemawubi Agbédjidji weitet sie von einem Mann, der zur Chefetage hochfahren will, aber aus Versehen in Peru aussteigt, um eine Frau, die noch viel höher hinaus will bis in den Kosmos Richtung Psyche 17, womit er auf die Kolonialisierung der Weißen im Weltall anspielt. 

Auf der Erde bleibt vorerst alles beim Alten. „Das Leben ist eine Gemeinheit“ und „Alles Alte ist besser als alles Neue“ orten die Stimmung des Stücks in konterrevolutionärer Depressivität. „Der Tod ist die Maske der Revolution“ bzw. „Die Revolution ist die Maske der Todes“ wird zigfach wiederholt zur perspektivlosen Parole. Und der Sohn des Sklaven resümiert, „wie sollen Sklaven, die ein Leben lang wie Tiere behandelt wurden, plötzlich Menschen sein?“

Dass sich das nicht alles so erschließt, wie von der Regie beabsichtigt, merkt man an den Gähnattacken im Publikum und dem extrem kurzen Höflichkeitsapplaus. Schade!

Künstlerisches Team: Jan-Christoph Gockel (Regie), Julia Kurzweg (Bühne), Sophie du Vinage (Kostüme), Matthias Grübel (Musik und Hörspiel), Michael Pietsch (Puppenbau), Claude Bwendua (Maskenbau), Adeju Thompson (Design und Herstellung Weltraumkostüm der Frau im Fahrstuhl), Cornelia Gloth (Licht), Karla Mäder (Dramaturgie)

Mit: Julia Gräfner, Raphael Muff, Florian Köhler, Komi Mizrajim Togbonou, Micael Pietsch, Evamaria Salcher, Isabelle Redfern

 

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