„vi | ew“, Hubertus Hamm, 2023©Michaela Schabel
Was wie eine schlichte, eher störende Trennwand erscheint, entpuppt sich ganz nah betrachtet als raffiniertes Metallgeflecht, das beim Durchblicken zauberhafte Lichtgeschichten mit golden spektraler Aura entwickelt. Weiter weg wird die Installation noch mehr zum Rätsel, weil Teile völlig verschwinden und den Blick, je nach Standort auf die Alte Pinakothek bzw. auf den Straßenverkehr freigeben. Spaziert oder radelt man die Wand in größerem Abstand ab, wandern diese Durchblicke mit und verschwinden außerhalb des Gesichtsfeldes wieder.
„vi | ew“, Hubertus Hamm, 2023©Michaela Schabel
Noch weiter entfernt von der Mauer der Alten Pinakothek oder der Hochschule für Fernsehen und Film vis-à-vis löst sich die Wand bis zu einem Drittel gänzlich auf.
Wie gelingt Hubertus Hamm dieses Vexierspiel? Das Geheimnis liegt im Aufbau der 8 cm dicken Wand. Sie besteht aus vielen hunderttausend glänzenden Metallwabenröhren, in denen sich das Licht fängt. Je nach Blickwinkel und Distanz wirkt sie dunkel oder transparent, schottet sie ab oder lässt den Alltag auratisch erstrahlen, am wirkungsvollsten in der Nacht.
„vi | ew“, Hubertus Hamm, 2023©Michaela Schabel
Der Betrachter muss die Effekte selbst erforschen. Eine Infotafel aufzustellen wurde von der Münchner Bürokratie verboten.
„vi | ew“ ist Teil einer größeren Werkgruppe, deren Arbeiten Hubertus Hamm in wesentlich kleineren Formaten für Innenräume konzipierte. „vi | ew“ ist seine erste Außeninstallation von derartiger Größe. Der Standort auf der Grünfläche vor der Alten Pinakothek mit der Hochschule gegenüber, eine sommerliche Freizeit- und Picknickzone bis spät in den Abend, könnte nicht besser sein. Der Zeitpunkt der Eröffnung als Auftakt des Münchner Kunstarealfests wurde bestens gewählt, so dass die Resonanz großartig ist. Hubertus Hamm hat Grund zur Freude. „Es ist unglaublich, welche Wirkung ‚vi | ew‘ auf die Menschen hat, egal ob groß oder klein. Sie drücken sich die Nase auf der Wand platt vor Neugier, was es da zu erleben gibt. Die Kommentare sind ausschließlich positiv von staunendem Erleben bis zu philosophischen Gedanken.“
Hubertus Hamms Kunstinstallation „vi |ew“ ist noch bis 1. August in München zu sehen, bevor sie international auf Reisen geht.