"Kultur macht glücklich"


Potsdam – „Wolken und Licht – Impressionismus in Holland“ im Museum Barberini 

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Potsdam – „Wolken und Licht – Impressionismus in Holland“ im Museum Barberini 

„In den Dünen von Zandvoort“, Ferdinand Hart Nibbrig, 1891/92©Singer Laren, Schenkung P. J. Hart Nibbrig 1981, Foto: Michaela Schabel

Holland und Niederlande werden heute als Synonyme verwendet, obwohl Holland nur eine Provinz der Niederlande ist. Trotzdem passt der Titel, denn die meisten Künstler waren aus Holland, dem Land, in dem die Landschaftsmalerei ihren Ursprung hatte und durch diese lange Tradition auch die avantgardistischen Künstler bis weit ins 19. Jahrhundert beeinflusste. Deren Bilder präsentiert die Ausstellung von 1850 – 1910 in drei Phasen im Vergleich zu vier Bildern von Vincent van Gogh aus seiner frühen Schaffenszeit. 

Mitte des 19. Jahrhundert bekamen die holländischen Künstler aus Frankreich die Impulse hinaus in die Natur zu gehen, en plein air zu malen, um Augenblicke in der Natur einzufangen. Wie die französischen Impressionisten im Wald von Fontainebleau, malten die holländischen Künstler bereits ab etwa 1850 das durch die Bäume funkelnde Licht im Wald von Oosterbeek, aber eben noch nicht impressionistisch, sondern realistisch als Vorstufe für die Haager Schule, die wegen der Farbgebung der Bilder als „graue Schule“ in die Kunstgeschichte einging. Die Künstler bevorzugten die Polderlandschaften mit ihren Kühen, Kanälen und Windmühlen. Typisch sind tiefe wolkengrau gehaltene Horizonte, die meist zwei Drittel der Bildfläche einnehmen und durch die Spiegelung der Wasserflächen noch größer wahrgenommen werden. In der Ausstellung vermittelt nur Hendrik Willem Mesdags „Sonnenuntergang“ eine wohlig durchsonnte Abendstimmung. Der Strand war der Ort der Arbeit mit Fischerbooten und Pferdegespannen, ohne dass die Arbeit an sich thematisiert wurde. Technische Neuerungen wurden ausgespart. Diese immer noch realistisch atmosphärisch gemalten Augenblickslandschaften standen ganz in der Tradition der Alten Meister. Sie zeigten die charakteristische Ruhe der damaligen Zeit und waren dadurch ein Angebot zur nationalen Identifikation.

Ausstellung "Impressionismus in Holland" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Fischerboot mit Zugpferden am Strand von Scheveningen“, Anton Mauve (1838-1888)

Auf die Haager Schule folgte in den 1880er Jahre die Entdeckung der Stadt mit ihren technischen Entwicklungen und Möglichkeiten als Malsujet durch die Amsterdamer Impressionisten. Rasche Pinselstriche und neue Bildausschnitte veränderten die Malweise, doch die grau-braunen Farben blieben. Der Strand diente nun als Ort der Freizeitaktivitäten. Durch das Licht, intensiviert durch die weißen Kleider, entstehen sonnige Momentaufnahmen unbeschwerten Lebens.

Aber erst die Bilder der nächsten Künstlergeneration, inspiriert vom französischen und belgischen Pointillismus, der auch den Amsterdamer Impressionismus ablöste, überrascht durch die Motive und ihre lichtflirrende Darstellung. Die Gärten rückten in den Mittelpunkt entweder als bäuerliche Gemüsegärten, blühende Felder oder als Orte bürgerlicher Entspannung umgeben von bunten Blumen. 

Ausstellung "Impressionismus in Holland" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Nachmittag, Blaricum“, Co Breman, 1903©Singer Laren, Foto: Michaela Schabel

Wenig später griffen die holländischen Maler die Entfesselung der Farbe durch die französischen Fauvisten auf.  Jetzt ging es nicht mehr um die naturalistische Darstellung von Landschaften. Die Farben wurden selbst Ausdrucksträger, verselbstständigten sich und verfremdeten Bäume, Mühlen und Häuser, was  viele Betrachter verstörte. Nach dem „Luminismus“, wie diese Malphase genannt wurde, verwandelte sich das Nacheinander von Avantgarden ab 1910 in ein Nebeneinander unterschiedlichster Stilrichtungen wie Expressionismus, Futurismus, Kubismus. 

Zu sehen ist diese interessante, sehr umfangreiche Ausstellung „Wolken und Licht – Impressionismus in Holland“ im Museum Barberini Potsdam noch bis 22. Oktober 2023. Zur Ausstellung gibt einen sehr ausführlichen Katalog entstanden. Die Ausstellung ist der Auftakt für das Potsdamer Kulturfestival, „Holland in Potsdam“ , das die niederländischen Spuren in Potsdam in den Mittelpunkt rückt.