©Faktura Film, Shellac
Ein Paar hat in den Bergen Griechenlands einen Unfall. Ihr Baby wird von einem Sanitäter wie ein Sohn aufgezogen. Sie nennen ihn Jon. Als junger Mann ist er so stark, dass er mit einem Stein versehentlich einen Mann tötet. Es ist sein leiblicher Vater, den er nie kennengelernt hat. Jon kommt ins Gefängnis, wo sich die Aufseherin Iro in ihn verliebt. Nach seiner Haftentlassung heiraten beide, ohne zu wissen, dass Iro Jons Mutter ist. Das Paar bekommt Kinder. Jon wird Musiker. Die Familie lebt in Berlin. Die Kamera schwenkt zwischen Berlin und Griechenland, baut den Spannungsbogen zwischen Stadt- und Landleben auf. Während einer Urlaubsreise in Jons Heimatdorf werden Iro plötzlich die verwandtschaftlichen Beziehungen bewusst. Das Ödipusdrama nimmt seinen Lauf allerdings anders als erwartet.
Fast ohne Dialoge, nur mit einigen Alltagsfloskeln unterlegt, dramaturgisch auf ein Minimum reduziert, ständig die Zeitebenen wechselnd erschließt sich der Film vor allem über magische Augenblicke, im wahrsten Sinne des Wortes. Wie im antiken Theater, später in der Barockoper verkörpert jede Szene ein existenzielles Gefühl, das Baby im Ziegenstall die menschliche Einsamkeit, die weißen Gefängnisleintücher auf der Wäscheleine, ein Stück weiße Seife die Unschuld Jons, Blicke quer durch den Raum das Aufflammen einer Liebe von Seelenverwandten, immer wieder untermalt mit klassischer Musik von Vivaldi, Bach, Monteverdi, Pergolesi bis Pop „To Let The Mind Wander“. Die Gedanken wandern lassen, genau darum geht es in diesen starken Filmsequenzen für Menschen, die gerne nachdenken, in den Brüchen der Handlung und in den Landschaften die allegorischen Ebenen erkennen, scheinbar unlogische Konstellationen mit entsprechendem mythologischen Hintergrund entlang personeller Ähnlichkeiten enträtseln können.
Künstlerisches Team: Angela Schandelec (Drehbuch, Regie, Schnitt), Ivan Marković (Kamera)
Besetzung in den Hauptrollen: Aliocha Schneider (Ion), Agathe Bonitzer (Iro)
„Music“ ist ab dem 4. Mai in den deutschen Kinos zu sehen.