Film – „Colette“ – eine autobiografische Geschichte 

Filmkritik "Colette" präsentiert von schabel-kultur-blog.de

Film – „Colette“ – eine autobiografische Geschichte

Sie, ein hübsches Mädchen vom Land, glaubte einen Gentleman geheiratet zu haben. Doch hinter dem egomanischen Psyeudoautoren verbirgt sich ein großstapelnder Lebemann, der andere für sich schreiben lässt. Doch Colette lernt schnell im amüsierfreudigen Paris der Belle Èpoche. Sie entdeckt ihre Liebe zu Frauen, wird Varietékünstlerin, wagt schließlich den Schritt der Scheidung und wird eine erfolgreiche Autorin.

In großartigen Bildern inszeniert Wash Westmorland die Biografie der französischen Schriftstellerin Sidonie-Gabrielle Claudine Colette  (1873 – 1954) bis zum Beginn ihrer Karriere, die im realen Leben  bis zu ihrem Tod dauerte und 1953 mit dem Titel als  Grand Officier der Ehrenlegion die höchste Ehrung fand.

Mit Keira Knightley und Dominic West in den Hauptrollen gelingt ein eindringlicher Liebesfilm zwischen wunderbaren Genrebildern, frechen Dialogen und tiefen Blicken, der den realen Lebensstationen Colettes folgt.

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©Mars Films

Die schwierige Ehe wird zum Tanz zwischen dem Leidensweg der Enttäuschung und immer wieder aufflammender Leidenschaft. Sommerliche Naturbilder kontrastieren mit der Magie der Pariser Salons, wo Colette sich vom Landmädchen in eine verführerische Madame verwandelt, sich  in ein erstes  Liebesabenteuer mit einer Frau (Eleanor Tomlinson) stürzt, sich in eine Transvestitin verliebt (Denise Gough).

Am wohlsten  fühlt sich Colette in der Natur, bei der Mutter (Fiona Shaw), gleichzeitig zieht es sie nach Paris, in die Welt der Varietés, wo sie als ägyptische Tänzerin im Moulin Rouge einen Skandal auslöst und den finanziellen Ruin ihres Mannes.

In bizarren Bildern (Kamera Giles Nuttgens) gelingen witzige Metaphern für die Exaltiertheit jener Zeit und zerplatzte Träume. Die Eiffelturm lockt als Schneeflockenbriefbeschwerer, die Schildkröte mit Glitzersteinen auf dem Silbertablett parodiert das Pariser Salonleben  fern natürlicher Authentizität. Schritt für Schritte findet Colette das, was sie ausmacht, und das, was sie wird, kann ihr niemand mehr nehmen – eine selbstständige, selbstbestimmte Frau zu Beginn der Technisierung mit Fahrrad und Auto bereits eine Mode-Ikone der Belle Epoche, gleichzeitig Halbweltdame und ehrliche Seele.

Heute gilt sie als eine Wegbereiterin der Emanzipation. „Colette Teil 2“ wäre gut denkbar.

Michaela Schabel

Besetzung: Keira Knightley, Dominic West, Denise Gough, Fiona Shaw,
Eleanor Tomlinson, Robert Pugh, Ray Panthaki
Regie: Wash Westmoreland
Drehbuch: Richard Glatzer, Wash Westmoreland, Rebecca Lenkiewicz

Kostümdesignerin Andrea Fleisch
Produktion: Elizabeth Karlsen, Stephen Woolley, Pamela Koffler,
Christine Vachon, Michel Litvak, Gary Michael Walters