Regensburg – Oscar Wildes „Bunbury“ im Stadttheater

Theaterkritik Oscar Wildes "Bunbury" im Stadttheater Regensburg präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Stadttheater Regensburg, Martin Sigmund

In der neuen Übersetzung von Sebastian Schug kommt „Bunbury“ sprachlich pointiert noch etwas doppeldeutiger und zugespitzter auf die Bühne und entwickelt sich unter der Regie von Klaus Kusenberg mit Live-Musik der Crossover-Musikerin Bettina Ostermeier und einer Rockband mit Queen-Sound zu einem extrem ausgestellten Mix zwischen flotter Boulevardkomödie, Musical und Satire. 

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©Stadttheater Regensburg, Martin Sigmund

Die „triviale Komödie für ernsthafte Leute“, wie Oscar Wilde selbst sein Stück bezeichnete, kreist in einer extrem konstruierten Story um Dandytum und Doppelleben infolge latenter Homosexualität. Jack und Algernon, zwei befreundete Lebemänner, erfinden einen Bruder Ernst, um jeweils ihren gewohnten Milieus entfliehen zu können, nur das zu tun, wozu die Lust haben, rauchen, trinken, „bunburysieren“, ein Slangausdruck aus der damaligen Schwulenszene, und ihre Herzdamen zu erobern, die sich in ihrer zeitgeistigen Kapriziosität und Borniertheit nur Liebe mit einem Mann vorstellen können, der Ernst heißt. Die vier jungen Menschen, hochgradige Narzissten, selbstbewusst von Kopf bis Zeh, kostümtechnisch (Bettina Marx) Abziehbilder einzelner Epochen, spiegeln in ihren erotischen Leidenschaften nur die eigenen Bedürfnisse. Jack, bleibt mit Philipp Quest ein nostalgisches Relikt aus dem 19. Jahrhundert  David Markandeya Campling macht aus  Algernon einen überdrehten Pop- und Schnulzenkünstler der 60er Jahre.

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© Stadttheater Regensburg, Martin Sigmund

Marlene Hoffmann entdeckt in Gwendolen eine raubtierhafte Lolita. Als dressierte Cecily gelingt Kristóf Gellén perfekte Transgender-Optik. Klaus Kusenberg lässt es auch bei den sittengestrengen Familienoberhäuptern krachen. Gerhard Hermann liefert als Lady Bracknell ein grandioses Satiresolo auf die Bühne. Miss Prism (Franziska Sörensen) bringt den Pfarrer (Guido Wachter) mit der Peitsche in Fahrt. Kein Wunder, dass der Diener (ebenfalls Guido Wachter) pikiert die Drinks serviert. 

Trotz heftigen Regens harrt das Publikum aus und begleitet jede noch so kleine Pointe mit Gelächter dieser doch alles in allem sehr traditionellen, aus der Zeit gefallenen Komödie. Wegen heftigen Gewitters musste die Aufführung nach etwa einer Stunde unterbrochen werden. Das Publikum bekommt Gelegenheit bei den nächsten neun Aufführungen „Bunbury“  bis zum Schluss zu sehen.