©Landestheater Landshut, Peter Litvai
In großartigen Szenen entwickeln Regisseur Wolfgang Maria Bauer und Ausstatterin Aylin Kaip Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“ in der Bearbeitung von John von Düffel. Daniel Zachers Musik setzt rhythmisch spannungssteigernde Akzente. Als Geschichte, schon fast 70 Jahre auf dem Buckel, „Die kleine Hexe“ in dieser Inszenierung nichts von ihrem Charme verloren. Katharina Elisabeth Kram spielt sie burschikos, frech, mutig und beherzt, findet für die Zaubersprüche eine witzig kindliche Körpersprache und flitzt temperamentvoll hin und her, immer zur Stelle, wenn guter Rat teuer ist, umflattert und beraten vom krächzenden Abraxas, unter dessen grandiosem Kostüm Julian Ricker kaum noch zu erkennen ist.
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Die kleine Hexe hat viel zu tun. Natürlich wird sie auf der Waldpurgisnacht von den anderen Hexen entdeckt und weil die böse Hexe Muhme Rumpumpel unbedingt eine Bestrafung wegen Ungehorsam fordert, muss die kleine Hexe in einem Jahr eine Hexenprüfung ablegen, um zu beweisen, dass sie eine gute Hexe ist. Sie nimmt die Aufgabe wortwörtlich und hilft den Menschen. Den jammernden Holzsammlerinnen zaubert sie einen Herbststurm, damit Äste zu Boden fallen, dem Maronenmann warme Füße im Winter, dem armen Mädchen im Frühling auf dem Markt duftende Papierblumen zum Verkaufen und im Sommer dem Bauernsohn den Sieg beim Wettschießen um den Bullen, damit dieser nicht geschlachtet wird. In Windeseile schlüpfen Elisabeth von Koch, Lukas Franke, Friederike Baldin in ihre originellen Kostüme in unterschiedliche Rollen, sind Hexen und Holzsammlerinnen.
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An die drei Meter groß, verkörpert Julian Niedermeier das Über-Ego mit wenig Hirn, ohne zu durchschauen, warum er nicht ins Schwarze trifft.
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Antonia Reidel bleibt der kleinen Hexe in Unmengen Tüll gehüllt auf den Fersen, glitzert zwischendurch geheimnisvoll im Zusschauerbereich und verwandelt sich mit schwingenden Tüllbahnen zum tosenden Sturm.
Jede Szene entwickelt einen eigenen, ganz unerwarteten Charme. Für die Kinder sind es verblüffende witzige Bilder, für die Erwachsenen Ironismen für gesellschaftliche Prozesse. So kommt Preußlers Geschichte über die doppeldeutige Auslegung von Gut-sein bestens zur Wirkung. Für die Hexen ist es nur eine Leistungsstufe im Böse-Sein, für die kleine Hexe die Qualität im menschlichen Miteinander. Dass sie die Besen der Hexen verbrennt, ist im Brechtschen Sinne ein guter Schluss, ein sehr guter Schluss.
Mucksmäuschenstill und überaus konzentriert von der ersten bis zur letzten Minuten verfolgen auch die kleinen Zuschauer das Spektakel auf der Bühne und klatschen begeistert, wenn ihnen etwas besonders gefällt.
©Landestheater Landshut, Peter Litvai
„Wir sind so dankbar, dass es endlich wieder Theater für Kinder gibt“, strahlt eine Mutter nach der Vorstellung, während ihre kleine, schüchterne Tochter gedanklich noch ganz in der Vorstellung zu sein scheint.