Landshut- Buchheims „Das Boot“ in der Maschinenfabrik

Buchheims "Das Boot" in der Landshuter Maschinenfabrik präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Dem Angriff folgt der Beschuss, dem Beschuss das lautlose Davonschleichen. Kampf wechselt mit ziellosen „Gammelfahrten“ zwischen  Routinearbeiten und Probealarm, Kreuzworträtseln, alltäglichen Witzeleien und Reibereien bis zum nächsten Kommando, zumal bei dieser Fahrt Kriegsberichterstatter und ein Gast der politischen Zentrale mit dabei sind, wodurch ideologische Kontraste anklingen, die der Kommandant mit subtilem Humor, aber doch sehr resolut zu lösen weiß.

In Szene gesetzt wird in etwa das erste Drittel von Buchheims verfilmtem Roman „Das Boot“ in der Einrichtung von Manfred Langer. Das Boot kehrt mit letzter Energie zurück. Doch Regisseur Thomas Ecker bleibt in der Kriegsbrutalität, die kein Happyend zulässt. Ein Bombenalarm durchkreuzt den Jubel für die Rückkehre. Der Kommandant, tödlich getroffen, stürzt die Treppe im U-Boot hinunter.

Von Anfang bis zum Ende ist die Inszenierung aus einem Guss. Thomas Ecker, unterstützt durch das überaus engagierte Team vom Theater Nikola, gelingt es die Landshuter Maschinenfabrik in ein U-Boot zu verwandeln, es assoziativ in die Tiefe absacken zu lassen, die Gespenster des Nazi-Regimes und privater Sorgen heraufzubeschwören. In größter psychischer Anspannung marschiert der Führer (Rainer Weiher) grimmig durch das U-Boot. Immer wieder erscheint dem Ersten Wachoffizier (Mathias Paintner) seine schwangere Frau (Elisabeth Lackermeier).

Aus der alltäglichen Routine von elf Mann Besatzung entwickelt die Inszenierung eine ungewöhnliche Spannung allein durch die Optik (Maske Christian S. Kurtenbach) und  Mimik der Gesichter und die atmosphärischen Wechsel. Schon eine Kleinigkeit bringt die Stimmung außer Balance, die der erfahrene Kommandant, mit Reinhart Hoffmann bestens besetzt, sarkastisch zu kommentieren, mit Musik zu glätten weiß und sich dabei  konträr zum offiziellen Führungsstil positioniert, weil er schon 1941 weiß, dass der Krieg verloren ist.

©Alexander Heil

Er hat Verständnis für seine Crew, selbst für den Maschinisten, der durchdreht und seinen Arbeitsplatz verlässt, beeindruckend von Josef Reindl gespielt.

Thomas Ecker, Experte für klassische Musik, verzichtet auf Klaus Doldingers Filmsoundtrack. Mit ausgewählten Shostakovich-Passagen werden  die Himmelfahrtskommandos  unter Wasser und die Kriegsmanöver darüber noch wuchtiger, vor allem aber durch die authentische Geräuschkulisse (Hans Kaltenbach, Tobias Trompke)  im und um das U-Boot.

Das Publikum ist betroffen und beeindruckt vom Pulsschlag dieser Inszenierung. Standing Ovations gibt es für alle Darsteller, die durch ihre Individualität das breite Alters- und Charakterspektrum  der Mannschaft spiegeln, Standing Ovations für Thomas Ecker, der mit dieser großartigen Inszenierung, Bühnengestaltung und präzisen Personenregie  mit dem „Boot“ und einer dokumentarischen Begleitausstellung den Wahnsinn jeglichen Krieges ins Bewusstsein rückt. Welch ein Privileg  im Frieden zu leben!