"Kultur macht glücklich"


Landshut – „Alles was ich liebe“ – Teil 2 – Lesung mit Katja Amberger in den Kammerspielen

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Landshut – „Alles was ich liebe“ – Teil 2 – Lesung mit Katja Amberger in den Kammerspielen

©Janine Guldener

Katja Amberger sitzt ruhig vor dem hochkant oder schräg aufgestellten Buch, lächelt einladend und beginnt ohne große Erklärung. Sie liest nicht, sie spielt die Dialoge und entwickelt dabei eine enorme Bühnenpräsenz, die selbst die atmosphärische Musik in den Hintergrund  drängt. Temperamentvoll intonierend, die Stimmen wie in einem Hörspiel facettenreich modulierend, wütend, leidend, dramatisch, heiser, verträumt verwandelt sie Dorothy Parkers „Sentiment“, eine Geschichte einer erinnerten Liebe ist in einen lebhaften inneren vielstimmigen Monolog, intensiviert durch das Spiel der Blicke. 

Noch bedeutsamer wird die Mimik bei der Geschichte „Die Axt“, eine Gratwanderung zwischen Grausamkeit und Naivität, die sie mit  durchbohrend eisigen Blicken dramatisiert und mit einem finalen irren Lächeln als Horrorschocker satirisch decouvriert. 

Den größten Raum gibt sie „Der Lüge“ aus  T.C. Boyles „Good Home. Stories“. Ein junger Mannes ist seines Jobs und seiner Vaterpflichten überdrüssig. Durch eine Lüge, sein Baby sei krank und schließlich gestorben, ergattert er sich freie Tage. Schnell wandelt sich das Wohlgefühl in einen psychischen Absturz. Ganz ruhig, aber mit stechenden Augen zieht Katja Amberger in den Bann dieser Geschichte, die das Publikum den Schluss selbst suchen lässt.

Katja Ambergers warmherziges Lächeln überstrahlt immer wieder die bizarren Geschichten, vermittelt die Freude am Lesen. Man spürt, wie ihr der Abend gefällt. Bei allem, was sie literarisch liebt, darf ein Satz nicht fehlen. Mit Joseph Roths Schlusssequenz aus „Hiob“ entlässt sie die virtuellen Theaterbesucher nach diesem erfrischenden Abend in den Kammerspielen. „Mendel schlief ein. Und er ruhte aus von der Schwere des Glücks und der Größe der Wunder.“

Hinter der Bühne

Sven Grunert (Projektleitung)  Ganna Madiar (Dramaturgie), Philipp Degünther (Technik, Kamera)