Landestheater Niederbayern – „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“

Theaterkritik "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" präsentiert schabel-kultur-blog.de
In „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ entwickelt Richard Alfieri im rhetorischen Schlagabtausch die Porträts zweier Menschen, in dem sich ihre Lebenslügen offenbaren, Vorurteile auflösen und beide merken, wie gut sie sich gegenseitig tun.
Regisseurin Veronika Wolff verwandelt die Bühne im Salzstadel in einen atmosphärischen Wohnraum, die beiden zugemauerten Rundbögen in atmosphärische Fenster, deren Illumination die harmonische Annäherung der beiden signalisiert. Zwischen Sofa und Flügel wird getanzt, am Rande die Garderobe als Szenenwechsel im Wochenrhythmus getauscht, klischeehaft er, etwas altmodisch sie. So entwickelt  jede Tanzstunde von Swing, Tango Wiener Walzer, Foxtrott, Cha-Cha-Cha bis zum Modernen Tanz eine charmant parodierende Note. 
Mit Kammerschauspielerin Ursula Erb und Stefan Sieh bestens besetzt, gewinnt die Boulevardkomödie mit dem immer gleich steifen Begrüßungsritual, störenden Telefonanrufen, zornig hingeschmetterten Schrittmustern eine unerwartet überzeugende Lebensauthentizität. Alfieris Sprachwitz sorgt mit „soziologischen Groschenweisheiten“ für Gelächter, das theatrale Spiel der beiden für die zarte Annäherung dazwischen.
Mit Contenance reagiert Ursula Erb zunächst auf die verbalen Aggressionen des Tanzlehrers.
Theaterkritik "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" präsentiert schabel-kultur-blog.de
©Peter Litvai
Sie  entschuldigt sich wie ein kleines Mädchen, folgt achtsam, sehr charmant seinen Tanzschritten (Tanztraining Thomas Ebert) und schlägt doch immer öfter mit der gleichen Grobheit zurück. Als rigorose Pastorengattin, dominante Lehrerin, reumütige  Mutter macht Ursula Erb die Lebensrollen und Lebensnarben dieser Frau spürbar, während Stefan Sieh die aufbrausende Art des Tanzlehrers durch die Demütigungen homosexueller Neigung  und die aufopferungsvolle Pflege der verstorbenen Mutter in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Durch die Enttäuschungen des Lebens sind sich diese beiden Figuren ähnlicher als sie denken. Mutig nutzen sie die Chance weniger einsam zu sein, so Alfieris Botschaft.
Der nachhaltige Applaus gilt allerdings der schauspielerischen Leistung Ursulas Erbs und Stefan Siehs.