Wie David Kaspar Friedrichs „Wanderer“ steht Felix Römer im weißem Hemd, Gehrock und Schuhen eines Flaneurs auf dem Weltenrund der kleinen Drehscheibe der Studiobühne und begibt sich auf Eichendorffs Spuren auf Wanderschaft. Ausgelatschte Wanderstiefel kreisen auf der Bühne symbolisch mit. Sonnenuntergänge werden projiziert. Geräusche, Trommeln, Musik, Schubert bis Pop, untermalen atmosphärisch die Weltreise. Im Mittelpunkt stehen die Texte, deren „neue Träume… neue Zusammenbrüche“ Felix Römer wuchtig intoniert und gespielt, immer in Bewegung, zuweilen dicht am Publikum, denn „das Sitzfleisch ist die eigentliche Sünde gegen den heiligen Geist“. Und schon zu Beginn beklagt er, was zu beweisen es gilt. „Wo in aller Welt bin ich nur hingekommen.“
Fließend gehen die Texte ineinander über. Sie bleiben Gedankenschnipsel, nur ab und zu lassen sie sich durch spezielle Motive, Inhalte, bestimmte Genres zuordnen, Eichendorffs romantische Texte beispielsweise oder Alexander von Humboldts Reiseaufzeichnungen. Das Mash-up zielt auf den großen Bogen über die verschiedenen Reisemöglichkeiten durch die Zivilisationsgeschichte hinweg auf die Metamorphosierung des Leben an sich und folgt dabei dem biologischen Wandel vom der Jugend zum Alter und entsprechenden Phasen des jahreszeitlichem Wechsels.
©Thomas Aurin
Felix Römer beginnt seine „Voyage“ mit jugendlich romantischen Frühlingsgefühlen, zentriert expressiv auf die Lust der Lebensmitte mit ihren Irritationen und Überforderungen in der afrikanischen Hitze, sucht ausgelaugt nach einer Gewitter umstürmten Schiffsreise in die neue Welt nach neuen Horizonten, findet in der Südsee die Schönheit der Liebe. Gleichzeitig wird sich der Wanderer zwischen den Welten, imgrunde nichts anderes als ein heutiger Massentourist immer mehr seiner Illusionen bewusst. Die Winterreise führt in die Eiseskälte auf Mond, als Spiegelung grenzenlosen Einsamkeit. Er kennt nur das Fremde, hat keine Heimat, nur Träume, keine Realitäten.
©Thomas Aurin
Unter der Regie von Philipp Preuss, verantwortlich auch für die Bühne, entsteht ein dynamischer Theaterabend unter Ausnutzung der atmosphärischen Bühnenmittel, wobei die optischen Verwandlung Felix Römers mehr im Gedächtnis bleiben als die Texte, romantisch verpackt, dann ganz nackt, von der Maskenbildnerin in einen krebsrot verbrannten Touristen verwandelt, und im weißen Astronautenanzug ein Erratling der Einsamkeit.
Das ist konzeptionell interessant, bühnentechnisch geglückt, wirkt aber textlich trotz Felix Römers differenzierten Spiel- und Intonationsvermögens nicht nachhaltig.
Michaela Schabel