"Kultur macht glücklich"


Berlin – Maja Zades „ödipus“ in der Schaubühne

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Berlin – Maja Zades „ödipus“ in der Schaubühne

Christian Tschirner,Caroline Peters, Renato Schuch©Schaubühne Berlin, Gianmarco Bresadola

Regisseur Thomas Ostermeier macht aus Maja Zades Lifestyle-Konservationsstück ein scharfkantiges Kammerspiel, einen spannenden Enthüllungskrimi, der jeden „Tatort“ an Drehbuchraffinesse in die Ecke stellt. Als Christines Freundin zu Besuch kommt, fügen sich die Puzzleteile der Tragödie plötzlich nahtlos zusammen und das kleine „ödipus“-Drama entwickelt  aus dem Alltag egomanischer Persönlichkeiten, Sophokles‘ Schuldthematiken von Inzest und  Vatermord ergänzt um das Thema sexueller Übergriffe und männlichen Machtstrukturen.

Die Schuld haben nicht wie bei Sophokles die Götter den Menschen auferlegt, sondern die Menschen sich selbst durch ihre Verantwortungslosigkeit, die nicht zu übersehende Folgeschäden nach sich zieht, auch wenn sie erst eine Generation später an den Tag kommen. 

Theaterkritik "ödipus" in der Berliner Schaubühne präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Renato Schuch, Caroline Peters©Schaubühne Berlin, Gianmarco Bresadola

Durch die natürliche Spielweise, dramatische Emotionalisierung ohne aufgesetzte Expression und Sarkasmus, nicht zuletzt durch die Live-Videos, wodurch die Physiognomie der Gesichter in den tragischen Momenten ganz nahe rückt, gewinnt die Inszenierung trotz der überaus konstruierten Lifestyle-Handlung eine überzeugende Authentizität und stellt im Vergleich zur sehr werkimmanten Interpretation von Rasches „Oedipus“ am Deutschen Theater, ähnlich wie in Mark-Anthony Turnages flotter „Greek“-Inszenierung in der Deutschen Oper im Kontrast zur traditionellen Fassung  von George Enescus „Œdipus“ an der Komischen  Oper, eine überaus interessante Weiterentwicklung dieses antiken Mythos zur Diskussion.

Theaterkritik "ödipus" in der Berliner Schaubühne präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Isabelle Redfern, Caroline Peters, Christian Tschirner, Renato Schuch©Schaubühne Berlin, Gianmarco Bresadola

Das ist Theater, das zum Reflektieren provoziert, und den Spagat vom götterschwangeren Mythos in die rationale Gegenwart schafft, ohne in Banalitäten abzugleiten, vielmehr hinterfragt, wo bei Schicksalsschlägen die Folgen der eigenen Verantwortungslosigkeit aufschlagen und die Wendung ins Tragische verursachen.

Künstlerische Leitung: Thomas Ostermeier (Regie), Jan Pappelbaum (Bühne),  Angelika Götz (Kostüme), Sylvain Jacques (Musik), Matthias Schellenberg / Thilo Schmidt (Video), Erich Schneider (Licht), Maja Zade (Dramaturgie), Erich Schneider

Mit: Caroline Peters, Christian Tschirner, Renato Schuch, Isabelle Redfern

Die Inszenierung entstand  in Kooperation mit dem Athen Epidaurus Festival inszeniert.