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Berlin – „William Forsythe“ – tosender Applaus für das Berliner Staatsballett und Choreografie-Legende William Forsythe

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Berlin – „William Forsythe“ – tosender Applaus für das Berliner Staatsballett und Choreografie-Legende William Forsythe

Gregor Glocke und Polina Semionova©Yan Revazov

Grundverschieden sind die ersten beiden Stücke, die William Forsythe zur atmosphärisch pulsierenden, überaus komplexen Musik von Thom Willems choreografierte, mit dem er seit 40 Jahren zusammenerarbeitet. 

Mit einer Reihe von Pas de deux für vier Paare in wechselnden Konstellationen gelingt in „Approximate Sonata 2016“ (1998) ein faszinierendes Suchen und Finden von Nähe und Distanz. Durch extrem schwungvolle Arm- und Beinbewegungen, raffinierte Umarmungen und Drehungen voll poetischer Forsythe-Details zeigen die Paare in figurbetonten Trikots nicht nur optische Eleganz, sondern subtile Gefühlsschattierungen. Sie sind die  Antwort auf das „Ja“,das  in großen Lettern auf dem kosmisch schwarzen Bühnenhintergrund geschrieben steht,  die eigenen Gefühle zu vertanzen, dem wichtigsten Axiom William Forsythes. Die Paare geben sich gegenseitig Freiheit, entwickeln spannende Balancen, zu viert und zu acht kurze Synchronien, bis das erste Paar final die Endloschleife  tänzerischen Suchens versinnbildlicht

20 weiße nüchterne Tische in fünf Reihen zu je 4 Tischen sortiert verwandeln die Bühne in einen Ort der technischen Produktion, gleichzeitig zu einem Hindernisparcours, der durch engräumliche Begrenzung zu neuen Bewegungsmustern provoziert. Die 14 TänzerInnen in bunter Alltagskleidung verwandeln sich in „One Flat Thing, reproduced“ (2000) zu einer Zivilisations-Klang-Geräuschkulisse voll energetischer Kraft bewusst ohne emotionalen Tiefgang im fliegenden Wechseln in Bewegungsmaschinen, die sich wie außer Kontrolle geratene Roboter abarbeiten, mitunter wie Wurfgeschosse agieren, in rasendem Tempo auf und zwischen den Tischen kreisen, rutschen, springen, zusammenklappen, um wie Stehaufmännchen wieder aufzutauchen, im dunklen Bühnenhintergrund verschwinden, um von anderen abgelöst zu werden. 

Ballettkritik "William Forsythe" vom Berliner Staatsballett präesentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Yan Revazov

Nach der Pause erwartet die Zuschauer mit „Blake Works I“ (2016) William Forsythes Rückkehr nach 17-jähriger Pause zum klassischen Bewegungsrepertoire. In himmelblauen Kostümen werden sieben elektronisch komplementierte und verfremdete Soft-Popsongs von James Black in unterschiedlichsten Konstellationen vertanzt, wobei sich die beiden ineinander verschlungenen Musikebenen raffiniert in der Choreografie spiegeln. Blitzten anfangs in den modernen Bewegungen klassische Elemente auf, ist es jetzt umgekehrt, zwischen klassischen Armhaltungen geflexte Hände, neben aufrechter Haltung witzige Hüftschwünge. Diese neoklassische Choreografie auf der Basis der französischen Schule verzaubert durch perfekte Ästhetik, synchrone Harmonie und körperliche Schwerelosigkeit, gibt Raum für Hebefiguren, klassische Sprungtechnik und lächelnde Anmut und wirkt deshalb insgesamt doch sehr retrospektiv.

Ballettkritik "William Forsythe" vom Berliner Staatsballett präesentiert von www.schabel-kultur-blog.de

©Yan Revazov

Beim Premierenpublikum kommt das bestens an. Es feiert „William Forsythe“ und das Berliner Staatsballett, das alle drei Choreografien perfekt auf die Bühne bringt, mit anhaltenden Standing Ovations.