Es lärmt schräg, jahrmarktmäßig. Der Glitzervorhang indes verweist auf die große Show und sie beginnt mit Lichtspot auf Josefin Platt als funkelnder Mond über Soho und Brechts berühmtestem Song „Und der Haifisch, der hat Zähne“. Schon ist man mittendrin in Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“, die unter der Regie von Barrie Kosky im Berliner Ensemble zum spannenden Theaterabend wird.
Immer wieder durch die Lockdowns verschoben konnte die lang ersehnte Version von Barrie Koskys „Dreigroschenoper“ endlich Premiere im Theater am Schiffbauerdamm feiern. Er holt Brechts Bettleroper aus dem Armenmilieu, konzipiert sie in kühner Reduktion zeitlos, existentiell auf Rebecca Ringsts kafkaesker Bühne. Dinah Ehm pointiert mit raffiniert satirischen Kostümen und Ulrich Eh intensiviert mit kontrastreichen Lichteffekten die gelungenen Überraschungsmomente. Genauso facettenreich lässt das 7-köpfige Orchester unter der Leitung von Adam Benzwi Kurt Weills Musik als Klangfeuerwerk aufleuchten mit Raum für lyrische Momente, krass verfremdende Dissonanzen, lärmende Trommelwirbel, opernhafte Tutti und rappende Rezitative. Diese Vielschichtigkeit zieht in ihren Bann ganz im Sinne Brechts nicht als Theaterillusion, sondern als verfremdend ausgestelltes Spektakel…