Schillers Räubertragödie findet bei der neuen Inszenierung von Verdis „I masnadieri“ am Tisch statt. Eine lange Tafel wird zur Metapher familiärer Vertrautheit, verschwindet und erscheint wieder auf der Drehbühne Weiß leuchtet dieser Tisch in den Grauabstufungen der Bühne und Kostüme, beides von Kaspar Glarner kreiert. Wie eine Gruft wirkt dieses Patrizierhaus, das sich durch illusorische Fotomontagen bombastisch wie eine Kathedrale der Macht weitet, zweifelsohne eine starke Kulisse für Schillers Sturm- und Drang-Stück seiner frühen Schaffensperiode.
Der deutsche Klassiker wird von Librettist Andrea Maffei und Verdi auf ein italienisches Familienmelodram reduziert und von Regisseur Johannes Erath enorm psychologisch aufgeladen. Der Chor der Räuber fungiert hier in der Rolle innerer Dämonen. Sie quellen durch das Portal wie in einem Alptraum herein, umzingeln die Tafel, als wollten sie alles zerdrücken. Amalia, die Brüder Carlo und Francesco bekommen ein stummes graues Alter Ego, wodurch die Doppelschichtigkeit von Wunschbildern und Realitäten ständig bewusst gemacht wird, statt leidenschaftlicher Umarmungen sich Distanzen aufbauen.