Berlin – Spannende Uraufführung von Peter Eötvös‘ Opernballade „Sleepless“ in der Staatsoper

Opernkritik von Peter Eötvöls "Sleepless" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Ein riesiger Lachs wird zum Mittelpunkt der Bühne. Grausilbrig symbolisiert er die Welt am norwegischen Fjord, wo Alida, hochschwanger, und ihr Freund Asle verzweifelt ein Quartier suchen. Dreht sich die Bühne eröffnet der aufgeschnittene Fisch unter der spitzig gefährlichen Gräte lachsfarben leuchtend billige Gemütlichkeit zwischen Wohnstube und Kneipe. 
Verloren wie Hänsel und Gretel, abgelehnt wie Maria und Josef bei der Herbergssuche steht das junge Paar, noch nicht volljährig zu jung zum Heiraten, verzweifelt vor dem Nichts. 
Nach der Trilogie „Sleepless“ von Jon Fosse hat Peter Eötvös seine neue gleichnamige Oper komponiert, ein gemeinsamer Auftrag der Berliner Staatsoper und des Grand Théâtre de Genève. Das Libretto in Englisch von Mari Mezei straff auf die wesentlichen Handlungsschritte im Sinne von Eötvös Opern-Ballade reduziert, ist somit offen für unterschiedliche Interpretationen und verwandelt die Prosavorlage vorwiegend in dramaturgisch wirkungsvolle Monologe und Duette. Die Version der Uraufführung trifft mit dem drastischen, symbolisch aufgeladenen Realismus des ungarischen Regisseurs Kornél Mundruczó und der Ausstatterin Monika Pormale voll ins Schwarze, erzählt sehr viel von unserer Gegenwart, wird zum bizarren Zerrspiegel unserer Gesellschaft und durch die Musik, Peter Eötvös steht selbst am Dirigentenpult zum tonalen Erlebnis…