„Ich bin unschuldig“ schreit der blinde, verstümmelte Öpidus zornig. Das wäre ein großartiger Schluss gewesen und hätte die Schicksalsfrage noch mehr in den Vordergrund gerückt, auf die George Enescu in seiner erweiterten „Œdipus“-Oper von dessen Geburt in Theben bis zum Tod vor Athen fokussiert. Warum erfüllt Ödipus die Wünsche und Voraussagen der Götter, obwohl er es gar nicht will? Dieser völlig fremd bestimmte Ödipus ist uns ganz nahe. Er wäre ein Ansatz für eine spannende Aktualisierung. Das aber wäre Regisseur Evgeny Titov zu banal. Er inszeniert George Enescus Version klassisch, expressiv reduziert, um das Wesentliche herauszuarbeiten. „Was ist größer als das Schicksal?“ formuliert es die Sphinx. Die Eigenverantwortung ist die Antwort von Musik und Regie…