München – Händels Oper „Semele“ begeistert das Publikum der Bayerischen Opernfestspiele 

Opernkritik "Semele" an der Bayerischen Staatsoper präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Nach dem ersten Akt jubiliert Semele, nach dem zweiten schreit sie psychopathisch, am Schluss verstummt sie. Händels Semele ist wie keine andere Frauenfigur des Barocks emanzipiert. Sie wagt die einengenden Rituale der Gesellschaft zu durchbrechen, heiratet nicht Athamas, der sie liebt, sondern fleht Jupiter an ihr zu helfen, der sie entführt und verführt. Doch die eifersüchtige Göttergattin Juno weiß sich Semele durch eine raffinierte Intrige zu entledigen. Jupiter soll sich ihr nicht als Mensch nähern, sondern so, wie er wirklich ist, als Gott, der über Blitz und Donner herrscht. Dann würde Semeles Wunsch erfüllt, unsterblich zu werden. Das Gegenteil trifft ein. Semele verbrennt. Nach kurzer Trauer findet die Hochzeit trotzdem statt. Endlich bekommt Semeles Schwester Ino ihren heiß geliebten Athamas und das wohlhabende Umfeld feiert barockgemäß. Carpe Diem! „Glücklich sollen wir sein.“
Regisseur Claus Guth macht mit seinem künstlerischen Team aus Händels über 4-stündigem Mammutwerk inklusive zweier Pausen ein ausgesprochen vergnügliches Opernerlebnis in einem modernen, ästhetisch stilisierten Umfeld voller düster psychotischer Doppelbödigkeit, die er immer wieder ausgesprochen witzig parodiert, wobei SängerInnen und TänzerInnen bestens ihre Talente präsentieren können. Unter der musikalischen Leitung von Gianluca Capuano steht eine ausbalancierte Klangharmonie im Vordergrund…