Hauchzart, hell, klar wie aus himmlischen Regionen erklingt Wagners Vorspiel. Zwischen zwei im Sonnenlicht flirrenden Bäumen lässt die Positionierung des Chores eine frühlingshaft arkadische Hügellandschaft assoziieren. In Weiß-, Sand- und Cremetönen alle gleich gekleidet übernimmt der Chor erzählend und kommentierend die Rolle des Volkes, immer folgsam präsent, aber auch manipulierbar, zum Wegschauen bereit.
Der König und sein aristokratisches Umfeld unterscheiden sich optisch als Symbol menschlicher Gleichheit im politischen Bedrohungszustand kaum, aber stimmlich durch markantes Timbre. Lohengrin ist in strahlendem Weiß ganz mythisch prophetischer Held, Elsa in Schwarz signalisiert die Pein der sozial verleumdeten Ausgegrenzten.
Das Debüt von François-Xavier Roth (Musikalische Leitung) und Korél Mundruczó (Inszenierung) besticht durch Klarheit, Reduktion auf das Wesentliche und entwickelt dadurch eine großartige, in sich stimmige Interpretation, die dem Zuschauer durchaus manches Rätsel zu lösen gibt. Trotz der Farbkontraste der Hauptfiguren malt Korél Mundruczò nicht schwarz-weiß, vielmehr enthüllen Elsa und Ortrud wie Eisberge unter der Spitze des Sichtbaren die psychische Energie verborgener Kräfte, jede aus ihrer Perspektive nachvollziehbar…