Berlin – Brecht-Weill-Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ in einer reduziert expressiven Version von Barrie Kosky

Opernkritik "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny präsäentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Aus dem Orchestergraben klingt es flott, messerscharf. Scharfkantig ist auch das Bühnenbild, reduziert auf einen grauen spitzen Winkel, zuerst mit netzartigen Strukturen für die visionierte neue „Netzestadt“ Mahagonny, später als Spiegelflächen in denen sich alles verachtfacht. Die Menschen tauchen aus  Löchern im Boden auf, werden von der Drehbühne verschoben, steigen heraus und verschwinden wieder.
In dieser Konzeption steht weniger der Kapitalismus als System, sondern der Mensch mit seiner Gier nach Glück durch Geld, Rausch und Sex, losgelöst von sämtlichen Wertstrukturen. Aus der Utopie wird eine Dystopie. Das passt bestens in die Gegenwart und natürlich auch zu Brechts neuem Opernverständnis, der Emotionalisierung die Erkenntniserfahrung entgegenzustellen, wobei die Musik eine außerordentlich große Rolle spielt. Manche Melodie zeigt die Nähe zur „Dreigroschenoper“ (1928), aber „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ kam als Vorstudie, „Mahagonny-Songspiel“ schon ein Jahr früher auf die Bühne, fand große Resonanz, wäre bei der Uraufführung der Mahagonny-Oper in Leipzig 1930  durch rechtskonservative und faschistische Parolen beinahe gescheitert und wurde der größte Theaterskandal des 20. Jahrhunderts.
Drei Loser, Begbick, Fatty und Dreieinigkeitsmoses wollen in der Wüste eine neue Stadt des Glücks bauen und hoffen auf Einnahmen von den reichen Holzfällern aus Alaska. Bibel und Thora werden mit schwungvollen Wurf der Wüste überlassen…