Elfriede Jelinek „Die Sprache von der Leine lassen“

Filmkritik Elfriede Jelinek „Die Sprache von der Leine lassen“ präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Elfriede Jelinek gilt als Enfant terrible der österreichischen Literaturszene, immer kritisch, immer aufmüpfig, knallhart in komplexen Satzstrukturen, sich zu einem wuchtigen, kunstvoll rhythmisierten Sprachstrom verdichtend, der volle Konzentration erfordert. Ihre Texte sind  alles andere als leichte Kost. Doch gerade für den „musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen“, so die Jury, wurde ihr 2004 der Nobelpreis für Literatur zuerkannt. Über 50 Interviews und Filmsequenzen collagierte Regisseurin Claudia Müller zu einer außerordentlich gelungenen Hommage an die Wortkünstlerin. Der Titel „Die Sprache von der Leine lassen“ deutet bereits den Spagat zwischen Rätselhaftigkeit  und Alltäglichkeit an, der sich von der Kindheit bis zum Nobelpreis erstreckt. Nach der umstrittenen Preisverleihung hat sich Elfriede Jelinek vollkommen zurückgezogen, aber nach wie vor intensiv gearbeitet. Insofern zielt der Titel auch auf die medialen Kampagnen gegen sie. 18 Jahre früher gedreht, hätte der Film viel dazu beigetragen das Image dieser außerordentlich begabten Frau als bloße Nestbeschmutzerin zu korrigieren…