©Sven Lemnitzer
Dieser 50 bis 200 Meter breite Grenzstreifen entstand in der Zeit der Teilung Deutschlands. 28 Jahre lang blieb der Streifen fast unberührt. Es entwickelte sich ein neuer Lebensraum mit seltenen Pflanzen und Tieren.
Von Travemünde an der Ostsee bis an die Grenze zu Tschechien bei Hof zieht sich das Grüne Band 1393 Kilometer durch Deutschland. Die Grenzanlagen wurden abgebaut, die Natur geschützt. Mit 763 Kilometern hat Thüringen den größten Anteil daran und hat als erste deutsche Landesregierung Ende 2018 seinen Anteil des Grünen Bandes als Nationales Naturmonument ausgewiesen. Die Stiftung Naturschutz Thüringen übernahm die Trägerschaft und die Verantwortung diesen einzigartigen Biotopverbund langfristig zu erhalten, zu entwickeln und über dieses einzigartige Denkmal der deutschen Teilung und Wiedervereinigung zu informieren. Die Wanderwege führen mitunter an ehemaligen Wachtürmen vorbei.
©Sven Lemnitzer
Heute ist das Grüne Band eine der ganz großen Erfolgsgeschichten der Wiedervereinigung, ein lebendiges Denkmal der Geschichte und eine Schatzkammer der Artenvielfalt. Über 1.200 Arten der Roten Liste Deutschlands finden sich hier.
Die zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin Gesine Müller, bekannt als Kräutersine, entdeckt mit ihren Gästen auf Wanderungen auf alten Schmugglerpfaden in und um Mödlareuth im ehemaligen Sperrgebiet gesunde Kräuter, die gut schmecken und sich zu Tee, Salaten, Rouladen, Seifen oder Salben verarbeiten lassen. Gemeinsam wird gesammelt, bestimmt und anschließend geschlemmt. Ein Museum für deutsch-deutsche Geschichte erinnert heute daran, dass einst die Grenze mitten durch das Dorf Mödlareuth führte.
Bis 2009 wurde im Thüringer Wald Schiefer, das „Blaue Gold“ abgebaut. Mit der Schließung der letzten Schiefergrube ging eine jahrhundertealte Bergbautradition zu Ende, aber nicht verloren. Denn heute führt der sogenannte Schieferpfad durch den Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale.
©Susen Reuter
Unterwegs kommt man unter anderem an ehemaligen Abbaugebieten vorbei. Dem Besucher eröffnet sich eine ganz eigene Kulturlandschaft mit berghohen Schieferhalden bewachsen mit Bäumen und Moos, dazwischen kleine Seen in ehemaligen Tagebaulöchern.
©Dominik Ketz
Infotafeln zur Geologe, technische Denkmäler und Museen vermitteln das entsprechende Hintergrundwissen. Der Schieferpfad startet in Probstzella am Grünen Band. Dort informiert das DDR-Grenzbahnhof-Museum über die einstigen Aus- und Einreisemodalitäten und die vielen Fluchtversuche aus der DDR. Wer den insgesamt 56 Kilometer langen Schieferpfad komplett abgehen möchte, muss drei bis vier Tage einplanen. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in den Orten am Weg in Lehesten, Probstzella, Gräfenthal und Ludwigstadt.
Zwischen Blankenstein und Hirschberg ist das Grüne Band eher blau, denn hier bildet die Saale die natürliche Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Entlang des Flusses führt der Saalepfad durch das malerische Saaletal. Auf der thüringischen Seite wandert man bis Hirschberg und auf der fränkischen Seite geht es zurück. Im Gegensatz zu früher gibt es heute sieben Brücken über die Saale, so kann man den eigentlich knapp 35 Kilometer langen Weg problemlos abkürzen. Der Wanderweg führt an Bergbaurelikten, Aussichtspunkten, einer artesischen Quelle und einem Wildgatter mit Rot- und Damwild vorbei.