©Michaela Schabel
In Andermatt machten die Postkutschen Station, heiß erwartet von den jungen Mädchen, ob Liebesbriefe oder die neuesten Modenachrichten aus Italien kamen. An die Bedeutung der Kutschen erinnert noch immer die Pflasterung in Andermatt.
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Goethe schrieb 1779 über das Hochtal der Reuss „Mir ist`s unter allen Gegenden, die ich kenne, die liebste und interessanteste“, aber das war noch vor seiner Italienreise. Auch die Andermatter schmunzeln darüber. Aber Goethes Zitat prangt werbewirksam an einer Hausfassade vis-a-vis der Bäckerei mitten im Ortskern. Süßes zu Süßem.
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Im 19. Jahrhundert wurde es schick in Andermatt die Sommerfrische zu verbringen, beflügelt durch den technischen Fortschritt, den Ausbau der Straße und der Gotthardbahn. Richard Wagner, Felix-Mendelssohn-Bartholdy, Charles Dickens, Sir Arthur Conan Doyle waren damals Gäste. Die gute Luft wurde medizinisch vermarktet und Andermatt zum Luftkurort. Wer es sich leisten konnte, logierte im Grand Hotel, wo jetzt das 5-Sterne-Deluxe-Hotel „Chevi“ steht.
Mit der Eröffnung des Gotthard-Tunnels 1882 brach der Tourismus zusammen. Andermatt lag plötzlich abseits. Deshalb war man sehr froh, als wenige Jahre später Andermatt wegen seiner strategisch günstigen Lage zum Waffenplatz erklärt wurde. Jetzt war das Militär der Brotgeber. Die Berge wurden regelrecht durchlöchert, um im Ernstfall Schutz- und Versorgungsraum für Hunderte von Soldaten zu sein. Gute 100 Jahre später kam der zweite große Tiefschlag, als der Stützpunkt am Ende des Kalten Krieges aufgegeben wurde.
Was blieb, war die wunderschöne Landschaft, rau und abenteuerlich, nicht nur zum Skifahren, sondern auch zum Wandern, Biken und Golfen.
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Die Andermatter waren und sind flexibel. Sie ließen sich auf das Abenteuer eines ägyptischen Investors Samih Sawiris ein, der Andermatt wieder zum Luxus-Urlaubsort machte, den Sportbereich ausbaute, mit Kultur kombinierte und als edle Adresse für Zweitwohnungen mit Andermatt Reussen ein ganz neues Quartier mit nachhaltiger Bauweise und Energieversorgung entwickelte. Die Andermatter lieben ihre Heimat, auch wenn sie sich verändert, und wissen sich durch Gastfreundschaft den Zeiten anzupassen.