Mit einer langen Prominentenliste wirbt und belegt Marienbad seinen hervorragenden Ruf, allen voran mit König Edward VII (1841 – 1910) der neun mal in Marienbad logierte: „Ich habe ganze Indien, Ceylon, alle Bäderstädte in Europa besucht, aber nirgends hat mich die Poesie der wunderschönen Natur so wie hier in Marinebad am Herzen berührt”. Goethe lernte hier seine letzte Liebe die 17-jährige Ulrike von Levetzow kennen und schrieb aus enttäuschter Liebe die „Marienburger Elegie“
Die blühende und erblühende Stadt
Es ist tatsächlich die Natur, die Marienbad so einmalig macht. 630 m MS liegt Marienburg an den leicht hügeligen Ausläufern des Kaiserwalds in einem weiten Tal. Nach der Trockenlegung des ursprünglich sehr sumpfigen Auengebiete wunderschön eine wunderschön angelegte Parklandschaft angelegt. Statt der eingekerbten Enge des kaiserlichen Karlsbads entlang der Ufer der Tepla erlebt der Besucher Marienbads Stadtzentrum als großen Garten mit riesigen weiten Panoramablick und genussvollen Abendstimmungen.
Über die Hauptstraße gelangt der Spaziergänger in wenigen Minuten in den Kaiserwald mit der Waldquelle, von wo aus er auf den Spuren Goethes und Metternichs Marienbad nördlich umwandern kann. Laubbäume im flirrenden Frühlingsgrün hellen selbst an regnerischen Tagen die Atmosphäre reizvoll auf. Mit der Eröffnung des ersten Golfplatzes durch König Edward Vii wurde schon Anfang des 20. Jahrhunderts das Golfspielen schick. Gut ausgeschildert finden Radfahrer rund um Marienbad abwechslungsreiche Routen auf ruhigen Nebenstrecken.
Architektonisches Kleinod
Wo andernorts Straßen und Plätze den das städtische Zentrum versiegeln, gruppieren sich in Marienbad die stattlichen Hotelbauten als opulente Mixtur von Neorenaissance, Neobarock, Neoklassizismus und Jugendstil in weitem Viereck um die große Parkanlage. Elegant in Weiß präsentieren sich Parkbänke und Flora, Reihen von weißen Tulpen, umrahmt von einem Meer weißer Rhododendronbüschen.
©Michaela Schabel
Treffpunkt ist der Platz um die berühmte „Singende Fontäne“. Von Ende April bis Ende Oktober sprudelt die Fontänen zu jeder ungeraden Stunde im Rhythmus eines eigens komponierten Musikpotpourris, nachts zusätzlich durch Lichteffekte aufgepeppt.
Von einer Baustelle abgesehen, gibt kaum eine Baulücke. Allerdings ist der Sanierungsbedarf immer noch sehr groß. Stilgetreu restauriert man in den Farben der Belle Epoche in Gelb- und Cremetönen, bis auf eine Ausnahme bestens getroffen. Die wenigen modernen Fassaden fügen sich gekonnt ins Gesamtbild ein.
Doch im Detail wird die Verwestlichung spürbar. Schon die anglisierten Hotelnamen und nächtlichen LED-Illuminationsverirrungen verraten die Investoren, die auf neue Kundengruppen zielen. Die weißen Portale des Sun-Hotels können allerdings mit der Grandezza der sorgsam restaurierten Entrees eines Nové Lazné kaum mithalten.
In den kleinen Cafés und Restaurants wird die Modernisierung am deutlichsten spürbar. Plüsch weicht wie allerorten einer modernen Sachlichkeit, nicht
Wellness statt Shopping
Man shoppt nicht durch die Stadt, viel zu altbacken ist Angebot, man verweilt in der Stadt. Zu konsumieren gibt es allerdings vorzügliche Torten und neben der böhmischen Küche zunehmend internationale Gericht, größtenteils vom mediterranen Angebot der italienischen Küche geprägt. Die wenigen Sehenswürdigkeiten sind inklusive Kolonnaden und Singender Fontäne, Casino, Kirchen schnell angeschaut.
Nach Marienbad reisen die meisten immer noch in erster Linie wegen der Bäderkultur, mit und ohne Krankenschein, neben Heilung und Prophylaxe immer mehr wegen der Wellness. Die mineralogischen Heilwässer helfen gegen Rücken-, Gelenke- und Rheuma-Beschwerden, fördern die Vitalität. Nur ca. 15 % der Kurgäste sind aus Tschechien, der Rest kommt jeweils zu 50% aus Russland und Deutschland. Allerdings gab schon große Einbrüche, in den 80er Jahren durch die neuen Kurverordnungen, später durch Putins Einführung der Visapflicht. Der Rubel rollt nicht mehr. Appartments, von Russen gekauft, stehen wieder zum Verkauf.
Umso mehr bemüht sich Marienbad um den Medical Wellnessbereich mit Fokus auf Stressabbau und Regeneration. Jedes renommierte Hotel bietet einen SPA-Bereich mit baleneotherapeuthischen Anwendungen. Sanum per aquam, gesund durch Wasser ist die Devise. Der Zusammenschluss von Hotels ermöglicht ein differenziertes Wellnessangebot. Das Highlight bleibt freilich die historische Badeanlage im Fünf-Sterne-Hotel Nové Lazné. Die türkis gekachelten Badebecken unter den Säulenarkaden vermitteln orientalisches Ambiente. Für 25 € kann jeder Sauna und Dampfbad nutzen.
Michaela Schabel
Fotos: Michaela Schabel